Mobiles Standesamt:Ja-Wort im Sumpf

Lesezeit: 2 min

Ein an sich ruhiges Plätzchen nahe dem Alten- und Pflegeheim ist die neue Hochzeitswiese. (Foto: Günther Reger)

Eichenau macht Streuobstwiese zu einem Ort für Eheschließungen

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Sollten sich die Eichenauer je wundern, warum aus ihrer Streuobstwiese am Donauschwabenweg ein Reisfeld geworden ist, dann sind wahrscheinlich all jene Hochzeitsgäste daran schuld gewesen, die dort eine Eheschließung gefeiert haben. Solche und ähnliche Gedankenspiele haben sich am Dienstagabend die Eichenauer Gemeinderäte bei der Debatte um die Widmung von neuen Standesamtsräumen gemacht. Einer dieser "Räume" ist ein echter, nämlich der Multifunktionsraum im Rathaus, der andere die feuchte Wiese in der Nähe des S-Bahnhofes, auf der bereits einige Obstbäume stehen.

Einfach unter freiem Himmel zu heiraten, das ist rechtlich gar nicht so einfach und kommt fast nur in Filmen vor. Oder zum Beispiel in Alling. Eichenaus Nachbarort hat eine Wiese nahe dem Friedhof für die standesamtliche Eheschließung vorgesehen. Dorthin zieht es dann auch Paare, die anderswo noch nicht ihren Wunsch nach einem Ja-Wort in der Natur erfüllt bekommen. Das weiß auch Eichenaus Bürgermeister Peter Münster (FDP), der von einigen Anfragen berichtete. Und deshalb machte er sich auf die Suche nach geeigneten Standorten, die er dem Gremium in der jüngsten Sitzung präsentierte. Die Eichenau-Aue, Herzstück und Namensgeberin des Ortes schied er dabei aus, weil der Umgebungslärm zu groß wäre. Eheschließungsorte, so zumindest die Auslegungen des Personenstandrechts, sollten "grundsätzlich frei von störendem Umgebungs- und Witterungseinflüssen" sein. Auch das Gut Roggenstein, die einstige Keimzelle der Gemeinde, komme nicht in Frage, weil es auf Emmeringer Gebiet liegt. Und auch das naheliegendste Grundstück, die Wiese vor dem Rathaus, ist so verkehrsumtost, dass sich Standesbeamter und Hochzeitspaar kaum verstehen würden. Das Plätzchen, das noch am lauschigsten ist im Zentrum von Eichenau, ist die neue Streuobstwiese.

Doch Münster und den Gemeinderäte ist bewusst, dass die Wiese nur dann genutzt werden kann, wenn es mehrere Tage vor dem Trauungstermin nicht regnet. In der leichten Senke am Donauschwabenweg sammelt sich schnell Regenwasser. "Es geht nur, wenn es trocken ist", sagte Münster, der sich selbst als den Hauptleidtragenden sieht, wenn er die Eheschließungen dort im feuchten Gras vornehmen muss. Dennoch fand es Jugendreferenz Andreas Zerbes (SPD) eine "coole Idee", und diesem positiven Votum konnten sich alle anderen Gemeinderäte anschließen.

Neben der Bedingung, dass Eheschließungen auf der Hochzeits-Streuobstwiese

nur bei trockenem Boden möglich sind, soll auch das Wort Münsters gelten, dass es "keinen Eventcharakter" hat. Die nüchterne Atmosphäre des Standesamtes unter freiem Himmel sollen ein Tisch und drei Stühle - herstellen. Trauzeugen und Hochzeitsgesellschaft könnten demnach nur sitzen, wenn sie selbst Klappstühle mitbrächten. Die Kosten pro Trauung wurden wegen des Mehraufwandes mit 180 Euro festgesetzt.

© SZ vom 21.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: