Mitten in Fürstenfeldbruck:Großer Bahnhof für den Fliegerhorst

Immobilienmarktforscher wissen, was die Stadt nicht weiß: Die Bundeswehr verlässt 2021 den Fliegerhorst, und die neue Siedlung erhält einen Bahnhof

Kolumne von Stefan Salger

Es gibt viele Möglichkeiten, Prognosen zu erstellen. Bewährt haben sich der Blick in die Glaskugel, aus der Hand lesen oder Tarotkartenlegen. Profanere Varianten, die über mehr Renommee verfügen, sind die (freilich mühsame und zeitraubende) Gründung eines Arbeitskreises, empirische Untersuchungen wie Befragungen oder das Erstellen von Gutachten durch Experten nach dem Schema: "Frag doch mal den Fachmann!"

Da kommt uns die Expertise der Gesellschaft für Immobilienmarktforschung und Berufsbildung (IVD-Institut) gerade recht. In ihr lesen wir in einer Vorabversion des Umlandberichts für Immobilien mit großem Interesse eine Passage über die Kreisstadt. Da steht Schwarz auf Weiß, was sowohl die Bundeswehr als auch die Verantwortlichen in der Stadt immer vehement dementiert haben: Der Fliegerhorst mitsamt der Offizierschule der Luftwaffe werde bereits "voraussichtlich 2021" den Standort aufgeben und damit der Stadt einen enormen Flächenzugewinn bescheren. 2021? Ha, haben wir doch immer geahnt, dass es früher geht als Ende 2023.

Und es kommt noch besser: Während sich in der Stadt und in der Nachbargemeinde Maisach die Planer die Köpfe zerbrechen, wie viele Bewohner der künftige Stadtteil verträgt, was wo gebaut wird und wie das mit der Verkehrsanbindung klappen könnte, hat das IVD auch hier die Lösung längst parat: "Angedacht ist, den Fliegerhorst zu einem neuen Stadtteil mit Wohn- und Gewerbeflächen, einem Landschaftsschutzgebiet und einem S-Bahnhof umzuwandeln". S-Bahnhof? Jüngst war bekannt geworden, dass der Freistaat eine Machbarkeitsstudie über einen Bahnanschluss in Auftrag geben will. Vor dem Bau der zweiten Stammstrecke werde daraus aber gewiss nichts, hieß es postwendend von der Obersten Baubehörde. Die Immobilienmarktforscher lassen sich von solcher Schwarzmalerei nicht beeindrucken und haben längst forsch ihr Urteil gefällt: machbar!

Vielleicht wäre jetzt eine günstige Gelegenheit, doch noch die Glaskugel aus dem Schrank zu holen.

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