Süddeutsche Zeitung

Mitten in Puchheim:Hundekotbeutel verändern sich

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Warum die Tüten für Exkremente immer kleiner werden

Von Christian Hufnagel

Der Mensch hat durchaus schon vieles erfunden: Dampflok, Flugzeug, Internet. In jedem Fall Wegbereitendes. Und auch kleinere Errungenschaften haben ihn weitergebracht. Knopf, Zahnstocher, Feuerzeug. Noch unscheinbarer ist eine Erfindung, über die niemand die Nase rümpfen sollte, hat sie doch wie kaum eine andere die Gesellschaft befriedet. So lange es sie nicht gab, hatte der Mensch als Spaziergänger im öffentlichen Grün wenig Freude, galt es doch achtsam auf den Boden zu starren, um sich nicht ein übel riechendes Schuhwerk zu holen. Jeder Fehltritt zündete eine heftige Aggression, die sich am Verursacher der stinkenden Angelegenheit entladen wollte. Dem Erfinder des Hundekotbeutels gebührt also durchaus ein Friedenspreis.

Die Stadt Puchheim etwa darf in dieser Hinsicht durchaus als befriedet angesehen werden. Sie hat dafür auch ordentlich investiert. 31 Hundetoiletten sind nach Angaben des Ordnungsamtes inzwischen aufgestellt worden und laufend kämen neue hinzu, wie deren Leiterin Heidi Köhn betont. Nun birgt diese Einrichtung natürlich Assoziationen, die die Evolution des Hundes in Wirklichkeit so noch nicht hergibt. So weit ist er nicht, dass er exakt dort sein Geschäft verrichtet und das Herrchen, so wie dieser es selbst kennt, einfach runterspülen muss. Vielmehr bleibt der Hund noch unberechenbar, wo und wie er das Endprodukt seines Verdauungsprozesses in der freien Natur platziert. Also kann der Mensch an dieser Toilette nur Tüten ziehen, in die er eben dann den Haufen in echter Handarbeit hineinzwängen muss. 100 000 dieser Beutel werden im Jahr in Puchheim ge- und verbraucht.

Deren stoffliche Entwicklung bereitet einem SZ-Leser freilich ein wenig Sorge: Am Anfang seien die städtischen Hundekotbeutel groß und aus dickem reißfesten Material gewesen, schreibt er der Redaktion. Dann seien sie kleiner geworden und seien manchmal gerissen. "Und jetzt: die Beutel sind klein und grau, ohne Aufdruck und sooo dünn." Und in der Tat: Das Ganze ist das Resultat einer Kostendämpfungsmaßnahme. Die neue Generation ist laut Frau Köhn eben billiger. Es passten auch viel mehr auf eine Rolle. Die Mitarbeiter müssten nicht jeden Tag die Toiletten auffüllen und die Gassigeher würden sich seltener über leere Rollen beschweren. Und für die Hundebesitzer bleibt nach Einschätzung unseres Lesers noch ein weiteres Erlebnis: "Man fühlt wenigstens genau, was man darin so spazieren trägt." Der Alltag kann eben aufregend sein.

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Quelle:
SZ vom 13.08.2015
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