Mitten in Puchheim:Die Zähmung der Natur

Krähen und Tauben sind lästig. Und auch diese Bäume sind regelmäßig im Weg

Glosse von Peter Bierl

Der Mensch leidet unter der ungebändigten Natur, wie in Puchheim deutlich zu sehen ist. Einige Hundert Saatkrähen terrorisieren seit Jahren die 20 000 Einwohner, sie scheißen alles voll, mitunter ist es so laut, dass man nicht mal das vertraute Brummen des eignen Autos hören kann, und mancher traut sich kaum noch auf die Straße, aus Angst vor einer Attacke dieser Intelligenzbestien. Das freche Beispiel macht Schule. Inzwischen treiben verwilderte Tauben ihr Unwesen in der Stadt, das dokumentieren zahlreiche Beschwerden, die im Umweltamt im Rathaus eingegangen sind. Sie sitzen unter Solaranlagen, auf Balkonen und Dächern statt auf Bäumen, Wiesen und Feldern, wie es sich für wilde Tiere geziemen würde. Besonders betroffen sollen das Gewerbegebiet Süd, das Planieviertel sowie der Alois-Harbeck-Platz sein, wo nach aktueller Planung in Kürze für einen großen, schönen Neubau einige Dutzend Bäume umgehauen werden. Die schmutzen auch und keiner weiß so genau, wer so alles im Geäst nistet und brütet. Würde man überall so konsequent handeln, hätten Saatkrähen keine Chance, sich niederzulassen.

Ähnlich gefährlich sind die Tauben, nicht bloß das Gurren nervt. Starke Verunreinigungen mit Taubenkot stören "das berechtigte Sauberkeitsverlangen großer Teile der Gesellschaft", heißt es in einer Vorlage an den Stadtrat. Die Harnsäure beschädige "ernsthaft" die Bausubstanz von Gebäuden und Tauben könnten Krankheitserreger auf Menschen und andere Tiere übertragen. Nicht umsonst gelten Tauben als die Ratten der Lüfte. Und was unscheinbare Fledermäuse anrichten können, erleben wir ja gerade weltweit, auch wenn Querdenker das bestreiten würden.

Am Dienstag beschloss der Stadtrat einstimmig und ohne Diskussion eine Verordnung, die das Füttern verwilderter Tauben untersagt. Zuwiderhandelnde werden mit einer Geldbuße belegt. Der Stadtrat agiert, bevor aus den Tauben ein ähnliches Problem erwächst wie aus den Saatkrähen, gegen die die Verwaltung nun seit bald einem Jahrzehnt mit Lärmklatschen, roten Luftballons, Netzen, Nestraub und Raubvögeln einen zähen Stellungskrieg führt.

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