Süddeutsche Zeitung

Mitten in Mammendorf:Kleine Hexerei auf der Straße

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Feuerwehr erhält Hilfsmittel zur Straßenreinigung mit einer märchenhaften Bezeichnung

Von JULIUS NINDL

Den Siedepunkt erreicht zähflüssiges Motorenöl nicht, wenn es auf den heißen Asphalt tropft. Dazu ist der Straßenbelag selbst an einem flirrenden Sommertag zu kühl. Die "Ölspurhexe" ist kein Relikt aus der dunklen Zeit des Mittelalters, als vermeintliche Hexen grausam gefoltert und nicht selten mit siedendem Öl übergossen wurden. Die Epoche zwischen Antike und der Neuzeit ist längst Geschichte, trotzdem hat das Straßensäuberungsgerät mit seinem kuriosen Namen auch im 21. Jahrhundert mit der widerspenstigen und viskosen Flüssigkeit zu kämpfen. Wenn sich das Öl in kleinsten Fugen und Mulden im Straßenbelag festsetzt, kann Feuerwehr nur die sichtbare Oberfläche mit Bindemitteln säubern. Die Tiefenreinigung muss dann von einem Spezialgerät erledigt werden.

Genau so eine rund 400 000 Euro teure "Ölspurhexe" hat sich die Firma Schweitzer aus Mammendorf angeschafft. Geschäftsführer Nico Bebst, weiß um die eingeschränkten personellen und finanziellen Kapazitäten der Feuerwehren. "Wir wollen sie unterstützen und entlasten", betont er. Aufgrund der teuren Anschaffung des Geräts führt seine Firma die Reinigung aber gegen Entgeld aus. Die Kosten für die Spezialmaschine trägt oftmals der Baulastträger, der für die Instandhaltung der Straßen zuständig ist. Im Regelfall zahlt den Einsatz aber die Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers.

Der Fahrbahnbelag wird dazu mit Wasser aus einer Hochdruckdüse besprüht, das abgelöste Öl wird von der "Ölspurhexe" mittels Vakuum-Saugtechnik aufgenommen. Für Christian Pöller, Kommandant Feuerwehr Mammendorf, kam eine Anschaffung nicht in Frage. Er ist froh über die entlastende Arbeit der Mammendorfer Firma, denn mit der Absicherung und Bereinigung ist die Feuerwehr auch weiterhin an der Unfallstelle beschäftigt. Die weitere Koordination des Einsatzes verwaltet die integrierte Leitstelle, die je nach Bedarf die Spezialfirma beauftragt. "Man kann es gut mit einer öligen Pfanne vergleichen, die man entweder mit warmen Wasser oder Spülmittel reinigt", so der Kommandant. In den vergangenen Wochen musste die "Hexe" bereits 15 Mal zu einem Einsatz ausrücken, auch Flüssigkeiten wie Lacke sind kein Problem für die tellerförmigen Saugarme.

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Quelle:
SZ vom 17.08.2016
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