Mitten in Mammendorf:Es antwortet der Landwirt

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Die Fridays for Future-Proteste wollen sich Bauern zum Vorbild nehmen. Dienstags stehen sie vielleicht bald vor Geschäften und beantworten die Fragen von Kunden

Kolumne von Ingrid Hügenell

Was die Schüler und Studenten von "Fridays for Future" können, das können doch die Bauern bestimmt auch, dachte sich Matthias Heitmayr aus Dünzelbach. Bei der Mitgliederversammlung des Bauernverbands in Mammendorf hat er kürzlich seine Idee vorgestellt: den Ärger-Dienstag, oder bairisch: Orga-Irda. Weil Landwirte keine protestierenden Jugendlichen sind, hat Kreisbäuerin Karin Sepp flugs einen freundlicheren Namen gefunden: "Bürger trifft Bauer". Verbraucher sollen Landwirte all das fragen dürfen, was sie über Gülle und Glyphosat schon immer wissen wollten, an S-Bahnhöfen oder vor Supermärkten. Weil zu befürchten steht, dass dabei auch "angriffslustige Fragen" gestellt werden, vielleicht nach Glyphosat oder Ähnlichem, bräuchte man da jemanden, "der ruhig antwortet", sagt Kreisbäuerin Karin Sepp. Deshalb gingen bei der Versammlung Listen herum, in die sich eintragen konnte, wer sich der Aufgabe gewachsen fühlt. Nun soll es eine Arbeitsgruppe geben.

Karin Sepp findet die Idee gut, denn auch sie hat den Eindruck, dass gerade im stadtnahen Landkreis Fürstenfeldbruck bei vielen das Verständnis für die Bauern fehlt. Wobei die Germeringer Bäuerin und Stadträtin schon auch eine Ahnung hat, dass manche Bedenken der Verbraucher nicht ganz unberechtigt sein könnten. Und sie gibt auch zu, dass in der Vergangenheit der eigene Verband Fehler gemacht hat - mit dem Dogma der Intensivierung etwa. Gegen das "Wachse oder weiche" des Bauernverbands "haben wir uns immer gewehrt", sagt sie und meint ihre Familie. "Letztlich ist man es immer selbst."

Das trifft auf die Diskussion um Landwirtschaft und Artenschwund ebenso zu wie auf Klimaschutz und Fridays for Future - jeder ist selbst verantwortlich. Natürlich steckt auch jeder in einem System. Doch sogar Bauern haben Möglichkeiten, aus diesem System auszusteigen und ihre Zukunft wieder selbst in die Hand zu nehmen. Sowohl zur konventionellen Landwirtschaft wie zum Bauernverband gibt es schließlich Alternativen.

© SZ vom 22.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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