Mitten in Maisach:Blitzschnell verheiratet

Manchmal können ganz schnell Missverständnisse entstehen

Von Ariane Lindenbach

Neulich Abend im katholischen Pfarrheim in Maisach. Die Sitzung des Gemeinderates hat eben begonnen. Das Gremium ist bis auf ein paar wenige Gemeinderäte anwesend und somit beschlussfähig, wie Bürgermeister Hans Seidl feststellt. Die ersten beiden Punkte der Tagesordnung - Aktuelle Viertelstunde und Genehmigung der Niederschrift der letzten Sitzung - werden wie üblich ohne besondere Vorkommnisse abgenickt. Bei Top 3, einer Flächennutzungsplanänderung im Ortsteil Gernlinden, bittet Seidl die Bauamtsleiterin um eine Ausführung des Sachverhalts.

Michaela Meinhold erläutert, dass sich eine Firma erweitern möchte, dafür der Flächennutzungsplan geändert werden muss und das Gelände bislang landwirtschaftlich genutzt wird. Alles normal also. Auch dass die Tür noch einmal aufgeht und zwei Leute, ein Mann und eine Frau, den Saal betreten, ist nicht ungewöhnlich. Doch dass der Bürgermeister höchstpersönlich sich erhebt, während das mutmaßliche Paar noch etwas unschlüssig vor den Reihen der Zuschauerstühle sitzt und die Bauamtsleiterin - mit einem kaum wahrnehmbaren Stocken nur - weiterreferiert, lässt einige interessiert aufblicken. Sie beobachten, wie Seidl die beiden Herrschaften herzlich begrüßt und sich fürsorglich darum kümmert, dass sie gute Sitzplätze haben.

Die Sitzung läuft weiter. Die Bauamtsleiterin und die Planerin der Firma sind mit ihren Ausführungen fertig. Da hebt Seidl noch einmal zu einer Begrüßung an. Auch das ist ungewöhnlich, da die ja eigentlich schon zum Beginn der Sitzung erfolgt ist. Dennoch: Der Bürgermeister heißt den etwas verspäteten Herren - samt Gattin - namentlich willkommen und erläutert den Anwesenden seine Funktion bei der Erweiterung. Der Herr, grau meliert und Anzugträger, erwidert den Gruß. Stellt aber mit dem nächsten Atemzug gleich klar: "Das ist nicht meine Frau." Der Bürgermeister guckt kurz irritiert, dann blickt er den Herren an. "Ach so. Das war ein Zufall, dass Sie gleichzeitig hereingekommen sind. Sehen Sie, so schnell kann man in Verruf geraten." Im Pfarrsaal bricht Gelächter aus.

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