Mitten in Maisach:Bewerbung für BER

Bauen ist momentan zwar teuer, geht aber auch ganz fix. Ein Modell für den Berliner Flughafen?

Kolumne von Erich C. Setzwein

Es ist anzunehmen, dass Baufirmen in diesen Tagen besonders aufs Tempo drücken. So viele Aufträge wie selten zuvor liegen im Posteingang, die Telefone in den Büros stehen nicht mehr still, und wenn sie könnten, würden die Chefs ihre Mitarbeiter auch am Sonntag nach der Kirche noch arbeiten lassen. Es ist ein Boom wie lange nicht mehr, auch im Landkreis ist er zu spüren, doch viele private Bauherren wie auch die Städte, Gemeinden, Vereine und Organisationen spüren fast schon körperliche Schmerzen. Wenn nämlich der Haushaltsvorstand daheim oder der Kämmerer im Rathaus das Geld mit der Schubkarre zur Baufirma fahren muss, nur um die Vorauszahlungen zu leisten. Dafür wird dann aber auch alles fix fertig, wie zum Beispiel bei der Sanierung der Bundesstraße 471. Da ging es viel schneller als geplant, berichtete die SZ Fürstenfeldbruck, was Facebook-Nutzerin Conny K. zu der Bemerkung verleitete, die Bauarbeiter "anschließend bitte nach Berlin an den Flughafen" zu schicken.

Dort könnten sich übrigens auch jene Bauarbeiter bewerben, die derzeit noch auf der neuen Südumfahrung von Maisach tätig sind. Noch mindestens ein halbes Jahr hätten sie Zeit, doch möglicherweise sind sie schon in sensationeller Jahresfrist fertig. Denn in vier Wochen soll komplett asphaltiert sein - zwölf Monate nach dem Beginn der Arbeiten an der 3,2 Kilometer langen Trasse auf dem früheren Flugfeld der Luftwaffe. Dann noch die Leitpfosten in den Boden gerammt, aber keine Leitplanken, sondern einen Zaun drumherum. Der wird zum Schutz des angrenzenden FFH-Schutzgebiets gezogen. Wie so eine eingezäunte Straße wirkt, dürfen am Wochenende vor dem noch unbekannten Eröffnungsdatum alle Fußgänger, Radfahrer und Skater erleben, weil für sie die Straße, auf der sie später nichts mehr zu suchen haben, vorab freigegeben wird. Vielleicht sollte sich die Firma noch ein wenig Zeit lassen und bis zum ersten Schneefall bauen. Denn dann dürfen vor der Freigabe die Skilangläufer und die Hundeschlitten auf die Piste, auf der - wie irgendwann einmal in Berlin - einst die Flugzeuge zum Start rollten.

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