Mitten in Maisach:Beschämender Fehler

In der realen Welt stört ein Rechtschreiblapsus noch. In der digitalen herrscht hingegen Schamlosigkeit

Kolumne von Ariane Lindenbach

Wer gelegentlich im Internet surft und Beiträge anderer User liest, sollte alles vergessen, was er über korrekte Rechtschreibung, Interpunktion, Grammatik oder Orthografie gelernt hat. Da wird die Existenz von Kommas und Punkten schlicht ignoriert, andere halten Groß- und Kleinschreibung für vollkommen überflüssig oder aber den Satzbau für reine Schikane frustrierter und gelangweilter Deutschlehrer. In der digitalen Welt scheinen die in der Schule vermittelten Regelwerke für Sprache nicht mehr zu gelten. Es scheint auch niemandem peinlich zu sein, wenn er sich online als Legastheniker outet oder beispielsweise einen Artikel mit dem Hinweis "ließ mal durch" postet, obwohl es natürlich "lies" heißen müsste.

Bemerkenswert an dem Phänomen sind nicht nur die teilweise haarsträubenden grammatikalischen Irrwege an sich. Manche Sünde gegen die Rechtschreibung lässt unweigerlich die Frage aufkommen, ob der Wortdesigner nicht einmal die banalsten Zusammenhänge durchdrungen hat. (Bei dem Beispiel oben wäre das der Unterschied von "lesen" und "lassen".) Nein, bemerkenswert ist auch die Schamlosigkeit, mit der solche Menschen mit geringen orthografischen Fähigkeiten, oft noch bei Nennung ihres Namens, derartige Verstümmelungen der deutschen Sprache schwarz auf weiß in die digitale Welt hinaushacken.

In krasser Diskrepanz zu solch schamlosen Darstellungen der eigenen Unkenntnis steht das Verhalten von Gottfried Obermair neulich in einer Sitzung des Gemeinderates in Maisach. Der Sprecher der Freien Wähler hatte im Namen seiner Fraktion zwei Anträge gestellt. Als der zweite Antrag aufgerufen wurde und dieser, wie der erste schon, Fehler in der Schreibweise offenbarte (statt "Fraktion" stand da "Frak on"), fühlte sich der langjährige Gemeinde- und Kreisrat schon beschämt und deshalb genötigt darauf hinzuweisen, dass die Schreibweise nichts mit seinen Rechtschreibkenntnissen zu tun habe. Es müsse wohl an der nicht kompatiblen Software liegen, entschuldigte er sich. "Deutsch war eines meiner besten Schulfächer", bekräftigte der Kommunalpolitiker. Das Gremium nahm es mit einem wohlwollenden Gelächter zur Kenntnis.

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