Mitten in Gröbenzell:Antrag zur Selbstabschaffung

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Ein Antrag für ein zentrales Silvesterfeuerwerk könnte in Gröbenzell weitreichende digitale Folgen haben

Kolumne von Florian J. Haamann

Es ist ja nun kein ganz neuer Trend, dass verschiedene umweltbewusste Politiker den Deutschen eines ihres liebsten Kinder wegnehmen wollen: das Silvesterfeuerwerk. Seit Jahren wird ein Verbot privater Feuerwerke zugunsten einer zentralen Veranstaltung allsommerlich in verschiedenen Stadt- und Gemeinderäten diskutiert. In Olching und Eichenau etwa wird aktuell an Alternativen gearbeitet, in Puchheim gab es vergangenes Jahr das erste zentrale Feuerwerk im Landkreis. Jetzt schaltet sich auch die in der Selbstwahrnehmung progressivste Landkreiskommune in den Diskurs ein - Gröbenzell. Auf Antrag der UWG wird dort an diesem Donnerstag im Gemeinderat über ein zentrales Feuerwerk debattiert. Eine Option: eine Laser-Lichtshow.

Der Plan ist also, quasi etwas Analoges durch etwas Digitales zu ersetzen. Sollte sich die Idee durchsetzen, könnte ja gleich mit dem Austauschen weiter machen. Wenn schon, dann konsequent. Warum noch echte und teure Musiker zu Konzerten einladen, wenn man doch auch einfach ein Youtube-Video auf eine Leinwand projizieren kann? Oder wie wäre, wenn man eine virtuelle Hexen-Kultlokal-Welt programmieren lässt, die die Gröbenzeller dann ganz praktisch mit einer Virtual-Reality-Brille vom heimischen Sofa aus besuchen können? Auch ein anderes Ärgernis der Gemeindepolitik würde sich so lösen lassen. Die Frage nämlich, welche Kunst im Rathausneubau präsentiert werden soll. Eine Lösung wäre es da, einfach ein paar Weißflächen zu lassen, auf die die Besucher dann per Augmented Reality, also der Projektion virtueller Elemente in die Realität, etwa mittels Smartphonedisplay, einfach einfließen lassen, was ihrem Geschmack gefällt, egal ob Visino-Relief oder Tizian-Gemälde. Das wäre doch gelebte Demokratie und würde endlose Diskussionen im Gemeinderat ersparen. Ja, selbst für das Gremium gäbe es da einige technologische Optionen. Wie wäre es, wenn man dort beschließt, sich selbst künftig durch künstliche Intelligenz zu ersetzen - kein Streit mehr, keine komischen Anträge, nur noch reine Algorithmen.

© SZ vom 23.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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