Mitten in Germering:Zahlen, aber bitte in Mark

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Wer die alte Währung los werden möchte, kann dazu ungeahnte Möglichkeiten nutzen. Man braucht dazu aber einen Hund

Kolumne von Florian J. Haamann

Der Deutsche und seine D-Mark, das ist in vielen Fällen eine Geschichte wie die gescheiterte erste Liebe. Der oder die Neue ist längst da, in diesem Fall seit 18 Jahren, und doch vergleicht man ihn oder sie immer wieder mit dem Verlorenen. Schafft es nie, so ganz abzuschließen. Eine Kugel Eis 1,50 Euro? Das sind ja drei Mark. Eine Semmel 50 Cent? Eine Mark! Wie wenig die Deutschen ihre D-Mark loslassen können, zeigt die Tatsache, dass die Bundesbank davon ausgeht, dass noch immer etwa zwölf Milliarden Mark in Scheinen und Münzen im Umlauf sind. Und dann gibt es da noch eine große Bekleidungskette, die die D-Mark sogar als Zahlungsmittel akzeptiert! Doch das ist nicht die einzige Möglichkeit, die alte Währung loszuwerden. Auch im Landkreis gibt es noch zwei solcher Orte. Für den Laien sind sie allerdings gar nicht so leicht zu finden, denn sie verstecken sich, wo auch sonst, tief im Behördendschungel.

Wer sich dort ein wenig umschaut, der findet beispielsweise die Germeringer GES, auch "Satzung über die Benutzung der öffentlichen Grünanlagen und des Erholungsgebietes am Parsberg der Gemeinde Germering vom 14. August 1997, geändert am 15. Mai 2000" genannt. Auf sechs Seiten ist dort penibel aufgelistet, was die Besucher dort vor allem nicht dürfen. Bauwerke besteigen etwa, Kraftfahrzeuge schieben oder das Gras "Abweiden, Abmähen oder Abernten" - und natürlich ihren Hund "mitführen". Und wo Verbote sind, da braucht es auch Strafen. Die finden sich am Ende der GES, Paragraf 10. "Eine Ordnungswidrigkeit in diesen Fällen kann mit einer Geldbuße bis zu 1000,00 Deutsche Mark geahndet werden". Wer nun aber glaubt, dass die nur Germeringer Verwaltung der D-Mark-Nostalgie verfallen ist, der wird beim Blick in die nächste Freizeitflächen-Verordnung eines Besseren belehrt. Auch in der Satzung des Landkreises zur Nutzung des Mammendorfer Sees wird für Ordnungswidrigkeiten eine Strafe von 1000 Deutschen Mark angedroht. Wer also nicht weiß, wie er seine alten Scheine loswerden soll, könnte am Wochenende einfach sein Auto am Germeringer See entlangschieben - und dabei seinen Hund das Gras abweiden lassen.

© SZ vom 14.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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