Süddeutsche Zeitung

Mitten in Germering:Lichte Momente

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Der Advent fällt in die trübe Jahreszeit. Doch in den Wochen vor Weihnachten lassen sich immer wieder helle und das Herz erwärmende Augenblicke finden

Kolumne von Christian Hufnagel

Wer auf Symbolik steht, der kommt gerade im Advent auf seine Kosten. Als Star unter den Bedeutungsträgern darf sich das Licht fühlen, nicht zuletzt deshalb, weil diese besonderen Tage in einem Ereignis münden, das alle Jahre wieder im Geiste einen hervorbringt, der sich rühmt, die Personifizierung dieses Phänomens und also "das Licht der Welt" zu sein. Aber irdisch-pragmatisch betrachtet, ist es bis zu diesem metaphysischen Höhepunkt rein vom Wetter her trist, mehr dunkel als hell und sehnt sich der Mensch - gerade in der neuerlichen Pandemietrübnis - seelenringend nach lichten Momenten. Diesen zu begegnen, ist im Advent doch wieder vielerorts im Landkreis gegeben.

So lässt das Veranstaltungsforum Fürstenfeld an den ersten beiden Adventswochenenden die Barockfassade der Klosterkirche mit einer "aufwendigen Architektur-Illumination" erstrahlen und will "auch im zweiten Corona-Winter ein weit leuchtendes Zeichen setzen". Nicht weniger erhellend und ambitioniert das Projekt des Vereins Dorfbelebung Mittelstetten: Jeden Tag wird ein Fenster mehr im Ort beleuchtet, 24 werden es traditionsgemäß an Heiligabend sein. Der Brauch will "Licht in die dunkle Jahreszeit bringen".

Anderorts spielt man zwar nicht mit dem Licht, es flackern aber dennoch herzerwärmende Einfälle auf. Wer Tag für Tag am Schaufenster der Germeringer Stadtbibliothek vorbeigeht, wird ein Bild nach dem anderen dort sehen. Auch hier das gute alte Kalender-Vorfreudeerwartungsüberraschung-Prinzip: 24 Werke umfasst die Ausstellung, bestückt von Künstlern zum Thema "Wunschzettel". Ins Innere versucht die Bücherei mit der Aktion "Blind Date mit einem Buch" zu locken, welche mit dem Reiz des Ungewissen ködert: Jeder darf ein verpacktes Büchlein mitnehmen. Und: "Erst zu Hause soll das Buch ausgepackt werden - Überraschung!" In den vergangenen Jahren sei diese Aktion "sehr gut angenommen worden". Nun denn. Wärme ist in dieser kalten Zeit auch in einem katholischen Gotteshaus in Germering zu erfahren, wenn sich dieses an zwei Sonntagen als "offene Kirche im Advent" präsentiert und anbietet, "bei Kerzenschein, leiser Musik und adventlichen Texten dem Stress und der Hektik zu entfliehen".

Und dann gibt es noch den einen kleinen Fleck im Landkreis, der dem notgedrungenen Absagesturm der Christkindlmärkte irgendwie getrotzt hat, wenngleich es sich natürlich nur um einen "Weihnachtsmarktstand" handelt. Der steht an diesem Sonntag auf dem Vorhof der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche in Germering und bietet an, aus was sich eben der vorweihnachtlicher Zauber einer solchen Veranstaltung speist: von Plätzchen bis zum Christbaumschmuck. Und wen es nach weiterer Symbolik hungert, der mag sich bei einem Besuch dort in einem gallischen (Weihnachts-)Dorf wähnen.

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Quelle:
SZ vom 27.11.2021
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