Mitten in Germering:Erfolg mit Gonzo

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Ein Wüstenbussard erzielt im Kampf gegen Saatkrähen eine deutliche Wirkung

Von Andreas Ostermeier

Das Jagen mit einem Greifvogel ist schon lange aus der Mode gekommen. Eigentlich ist es nur noch auf Mittelalterfesten und bei Ritterspielen zu sehen. In früheren Jahrhunderten galt es als Königsdisziplin, der Stauferkaier Friedrich II. beispielsweise hat gar ein Buch über die Falkenjagd verfasst. Dabei ist der Einsatz von Greifvögeln in manchen Fällen viel effektiver als der Einsatz von Hund und Gewehr, wie das Vorgehen der Stadt Germering gegen zwei Saatkrähenkolonien im Stadtgebiet zeigt.

Saatkrähen und Menschen - das verträgt sich nur schlecht. Die Vögel sind durch intensive Landwirtschaft aus ihren ursprünglichen Siedlungsgebieten vertrieben worden und haben sich in die menschlichen Siedlungen geflüchtet. Dort fühlen sich die Bewohner durch das Geschrei und den Dreck der Vögel gestört. So kam es auch in Germering (wie zuvor im benachbarten Puchheim) zu Beschwerden. Die Lokalpolitiker suchten nach Auswegen, doch der Abbau von Nestern, das Entfernen von Eiern oder die Beschallung mit Angstschreien von Vögeln war kaum geeignet, den Saatkrähen das Brutgeschäft mitten in Germering zu vermiesen. Jahr für Jahr kehrten die Saatkrähen zum Balzen und Brüten in den Erika- und den Rathauspark zurück - und die Anzahl der Nester stieg und stieg.

Rettung - aus Sicht von Stadtverwaltung und Anwohnern - brachte erst der Wüstenbussard Gonzo. Wüstenbussarde leben entgegen ihres Namens nicht nur in sehr trockenen Regionen, sie fühlen sich auch in feuchten Gegenden wohl. In Mittel- und Südamerika, von dort stammen die Tiere, gehören Rabenvögel zu ihren Feinden. Germering bot also ideale Voraussetzungen für den Einsatz von Gonzo. Der Bussard machte seine Sache gut, die Biologin, die sein Handeln beobachtete, bescheinigte ihm eine "deutliche Wirkung". Der Wüstenbussard verhinderte, dass sich Krähen in den Bäumen der beiden Parks niederließen und Nester bauten. Deshalb will die Stadt die Zusammenarbeit mit Gonzo fortsetzen. Die Regierung von Oberbayern muss dem zustimmen, der Antrag der Stadt ist schon unterwegs.

© SZ vom 25.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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