Mitten in Germering:Barfußpfad für die Ewigkeit

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Die Erbauer der sieben Weltwunder hätten mal auf den Rat der Germeringer gehört. Die bauen nämlich vandalensicher

Von ANDREAS OSTERMEIER

Bedeutende Bauwerke wie die Bibliothek von Alexandria, der Tempel von Jerusalem oder das Kolosseum in Rom haben bei allen Unterschieden eines gemeinsam: Sie konnten nicht vor der Zerstörung bewahrt werden. Auch von den sieben Weltwundern der Antike ist nur noch wenig übrig geblieben. Die Monumente waren einst der Stolz ihrer Bauherren, doch niemand dachte daran, sie gegen Beschädigung oder gar Zerstörungswut zu sichern. Ihren Erbauern mangelte es - in aller Bescheidenheit - an Germeringer Weitsicht.

Die Stadträte der einwohnerstärksten Kommune im Landkreis beschließen zwar nicht die Errichtung von Palästen oder gar Weltwundern, aber sie rechnen mit dem Schlimmsten. Auch bei bescheidenen Bauwerken, wie der Anlage eines Barfußpfades am Germeringer See. Der wird jetzt "vandalensicher" angelegt, wie Stadträte das nannten. So eine Sicherheit hätten die Römer anno 455 n. Chr. brauchen können, als Kämpfer des germanischen Volksstamms in die Stadt kamen, um sie zu plündern. Allerdings haben sie Rom nicht zerstört, schon gar nicht blindwütig, wie das heute oft noch kolportiert wird. Aber das ist eine andere Geschichte, die nur erklärt, weshalb das Wort Vandalismus zum Synonym für Zerstörungswut geworden ist.

Zurück zum Barfußpfad am Germeringer See. Der soll eine Ergänzung zur Kneipp-Anlage dort sein, eine Wohlfühlzone für die Füße. Deshalb besteht er aus verschiedenen Materialien, die beim Drübergehen den Tastsinn anregen sollen. Neben Steinen eignen sich dafür besonders Stroh und Holz gut. Weil aber das Gelände am See auch von Grillern genutzt wird, haben die Germeringer umgeplant und auf lose Materialien verzichtet, die auch zum Anschüren eines Feuers taugen können. Sämtliche Tastsinnreize werden nun fest zementiert und verbunden mit der Betonkonstruktion des Barfußpfades. Holz und Stroh wird ersetzt durch Stein, der so aussieht und sich anfühlt, wie die verbannten Materialien, aber resistenter ist gegen Zerstörung und Vergänglichkeit. Vandalensicher eben.

© SZ vom 13.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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