Mitten in Fürstenfeldbruck:Zwangsumtausch des Brucker Talers

Schon bald nach der Einführung des Euro hat die Kreisstadt einen währungspolitischen Sonderweg eingeschlagen. Doch nur wenige Bürger gingen mit

Kolumne von Stefan Salger

Manches Land, das auf den Staatsbankrott zusteuert, lässt sich zu einem devisenbringenden Zwangsumtausch verleiten oder gleich zu einer Währungsreform. Fürstenfeldbruck ist kein Land, deshalb modifizierte man die Erfolgsformel und lagert das mit Währungsreform und Zwangsumtausch an einen externen Dienstleister aus - den örtlichen Gewerbeverband.

Wir blicken zurück: Zwei Jahre nach der Einführung des Euro-Bargelds schlagen Brucker Finanzexperten im April 2004 Alarm. Der Euro/Dollar-Kurs bewegt sich auf einem besorgniserregenden Niveau um die 1,20. Die Kreisstadt steigt aus dem Weltwährungssystem aus und führt den "Brucker Taler" ein. Unklar ist, ob der Eurokurs wegen oder trotz des Brucker Ausstiegs in der Folge bis Juli 2008 auf eine seither nie mehr erreichte Rekordmarke von 1,60 Dollar klettert.

"Mit dem stadtinternen Zahlungsmittel sollten zugleich die Kunden und das Geld in der Kommune gehalten werden", rechtfertigt der heutige Gewerbeverbandschef Franz Höfelsauer in einer offiziellen Verlautbarung die damalige lokale Geldschöpfung. Weil der Taler sich bei den Bruckern aber nicht durchsetzte (auch nicht gegen Fed und Zentralbank), "beschloss der Gewerbeverband, das Zahlungsmittel endgültig aus dem Verkehr zu ziehen", heißt es nun. Ist das die Bankrotterklärung? Fehlt ja nur noch der Zwangsumtausch. Und richtig: Höfelsauer fährt fort: "Ich fordere deshalb die Bürger auf, die noch über Brucker Taler verfügen, diese bis zum 31. Dezember 2018 beim BDS-Gewerbeortsverband einzulösen." Danach würden Taler in den Geschäften nicht mehr akzeptiert.

Bereits 2010 hatte es den ersten Abgesang auf den Brucker Taler gebeben. Damals hieß es, 20 469 Stück hätten bei der Einführung im April 2004 bereit gelegen, 17 809 seien immer noch "vorrätig". Die lokale Währung, mit der in örtlichen Geschäften eingekauft werden konnte, erwies sich als wenig praktikabel und mithin als Ladenhüter, dessen schrottreifer Restbestand in einem Schließfach eingelagert ist. Etwa 1000 Taler dürften noch im Umlauf sein, in den vergangenen Jahren wurde aber kein einziger mehr im Gewerbeverbandsbüro zurückgegeben. Vielleicht landeten die mit Stadtwappen und dem Schriftzug "Fürstenfeldbruck ist besser" geadelten Metallplaketten ja in den Vitrinen von Sammlern.

Der Gewerbeverband könnte bei der Gelegenheit auf den Dollar umsteigen. Der ist aktuell bereits für 1,17 Euro zu haben. Schmackhafter machen kann man das den Bruckern wahrscheinlich mit einem Rechenbeispiel: Für einen Brucker Taler gäbe es aktuell 5,85 Dollar. Klingt nach einem Superdeal.

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