Süddeutsche Zeitung

Mitten in Fürstenfeldbruck:Wunderbare Männerfreundschaft

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Ein Jahr nach einem zeitweise harten Wahlkampf zeigt sich: Landrat Thomas Karmasin (CSU) und Kreisrat Christoph Maier (SPD) verstehen sich richtig gut

Kolumne von Heike A. Batzer

Es hat gar nicht so gut angefangen zwischen den beiden. "Einer von diesen rechten Zündlern sitzt noch im Landratsamt", hatte Christoph Maier (SPD) im Kommunalwahlkampf getönt und den amtierenden Landrat Thomas Karmasin (CSU) damit gemeint. Das war schon ein bisschen heftig gewesen, doch es schien sich anzudeuten, dass diese beiden sprachfertigen Juristen die Hauptkonkurrenten um die Führungsposition im Landratsamt werden könnten. Maiers Motto: "Wenn man jemanden nach so langer Zeit aus dem Amt kriegen will, dann muss man auch angreifen."

Der Säbel wurde dann aber eingepackt und das feinere Florett gewählt für das Wahlkampffinale. Und so geriet eine gegenseitige Vorstellung der Kontrahenten bei einer SZ-Podiumsdiskussion zu einem Schlagabtausch von höchster Güte, amüsant und spitzzüngig auf beiden Seiten. Dass die "Iden des März" nahe seien und für den Amtsinhaber Unheil in Form einer Abwahl anbrechen würde, mit dieser Prognose lag Maier dann aber doch daneben. Karmasin reüssierte mit Mehrheit, Maier landete abgeschlagen im Feld der Herausforderer.

Danach war Raum für mehr Liebenswürdigkeit. Er habe "ein gutes Verhältnis zum Amtsinhaber", sagte Maier später, und dass er Respekt habe vor dessen Lebensleistung. Eine wunderbare Männerfreundschaft nahm fortan Fahrt auf. Karmasin sah, dass der vormalige Konkurrent über geeignete Expertise in Sachen Wohnungsbau verfügte und bot ihm das Ehrenamt des Geschäftsführers der neu gegründeten interkommunalen Wohnungsbaugesellschaft an. Und wer hätte jemals gedacht, dass sich die beiden nun sogar öffentlich belobigen? Karmasin richtete jüngst bei einer virtuellen Pressekonferenz seinen ausdrücklichen Dank an Maier für dessen Engagement in der Wohnungsbaugesellschaft. Dieser sah sich umgehend dazu berufen, "den Dank zurückzugeben an Sie, Herr Kollege". Er fühle sich sehr gut unterstützt. Karmasin habe gesagt, er stehe dazu, und habe dies auch "voll eingehalten". Mehr politische Zuneigung geht kaum.

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Quelle:
SZ vom 28.04.2021
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