Mitten in Fürstenfeldbruck:War das etwa Haschisch?

Ministerpräsident Markus Söder und Bundestagsabgeordneter Michael Schrodi liefern sich eine kleine Twitter-Fehde. Doch es gibt etwas zum Beruhigen

Glosse von Thomas Radlmaier

Georg Danzer wäre heuer 75 geworden. Leider raffte der Lungenkrebs den liebevoll "Schurli" gerufenen Wiener Liedermacher im Jahr 2007 dahin. Traurig, aber immerhin überdauern Danzers Songs für Frieden und ein entspannteres Verhältnis zu Drogen die Zeit. Und mancher dauergestresste Zeitgenosse der Gegenwart sollte sich diese einmal anhören (die gibt es übrigens auf Spotify). Sie wirken beruhigend auf das kotzige Ich-bin-auf-180-und-tippe-meine-Wut-in-280-Zeichen-auf-Twitter-Gemüt. In dem Song: "War das etwa Haschisch", beschreibt Danzer einen, nun ja, Haschisch-Rausch: "Süße, sag' mir was los ist / Bitte was war das für eine Dosis? / Ich hab' den Sonnenschein im Blut / Ich fühl mich unheimlich gut."

Und damit zum eigentlichen Thema dieses Textes: die Twitter-Fehde zwischen Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und dem Olchinger Bundestagsabgeordneten Michael Schrodi (SPD). Söder twitterte in seiner Rolle als krisenmanagender und besorgter Landesvater: "Die Ampel hat die Situation falsch eingeschätzt. Es ist unangemessen, die epidemische Notlage abzuschaffen und parallel Drogen zu legalisieren. Das ist ein grundlegender Fehler." Und was für einer! Man muss die Söder-Logik nur zu Ende denken: Wenn die Ampel erst einmal Cannabis legalisiert hat, dann kiffen die Deutschen lieber, als sich impfen zu lassen und die Pandemie zu bekämpfen. Ist doch sonnenklar.

Einer, der das nicht versteht, ist Michael Schrodi. Er schrieb unter Söders Tweet: "Mein Rat: Nie twittern und parallel Drogen konsumieren. Da kommen meistens Texte wie oben raus." Sehr frech - und ein Fall von Fake News. Denn nur mal angenommen: Hätte Söder tatsächlich einen Joint durchgezogen, wie von Schrodi gemutmaßt, hätte der Ministerpräsident niemals diese Sätze getwittert. Denn dann wäre er wahrscheinlich niemals auf die Idee gekommen, einen dubiosen Zusammenhang herzustellen, um der politischen Konkurrenz eins reinzuwürgen und so davon abzulenken, dass er selbst viel zu spät reagiert hat, um die vierte Welle zu stoppen. Söder hätte vielmehr gechillt und vielleicht eine Georg-Danzer-Platte aufgelegt. Und sich mit Sonnenschein im Blut unheimlich gut gefühlt.

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