Mitten in Fürstenfeldbruck:Stimmungschaos im November

Wenn sich Fasching, Totentage und Advent in die Quere kommen

Kolumne von Christian Hufnagel

Der November macht es einem nicht leicht, was die Stimmung angeht. Wettertechnisch von Natur aus ein ausgemachter Depressionsgrund, verstärkt er die Trübsal durch drückende Gedenktage. Hat man sich vom Gräbergang zu Anfang des Monats erholt und lichtet sich das Gemüt ein wenig, wird es sogleich von der kollektiven und in allen Landkreisgemeinden flächendeckenden Erinnerung an die Opfer der (Welt-)Kriege eiskalt erwischt und eingenebelt. Aber selbst die Traurigkeit kann man nicht richtig leben. Denn zwischendrin versucht in eiserner Tradition ein in jedem Fall konträrer Brauch das ganze Stimmungselend aufzuhellen: Am 11. November starteten die vereinsmäßig organisierten Muntermacher in den Hochburgen Olching, Germering und Fürstenfeldbruck in ihre Saison, zumeist mit der symbolischen Ernennung von gekrönten Häuptern als strahlende Leitfiguren für die Zeit bis zum Aschermittwoch.

Aber der Fasching trägt in sich die Eigenart, dass die Heiterkeit nach ihrer Auftaktzeremonie sogleich wieder ersterben muss. Schließlich ist dieser eingebettet in den Totenmonat, der für alle närrisch aufgelegten Spaßtreiber wie ein echter Stimmungskiller wirken muss. Und an seinem Ende wird es auch nur unwesentlich besser, soll es im Dezember doch bekanntlich unweigerlich und vorrangig still und besinnlich zugehen, was sich mit kostümierter lauter Ausgelassenheit nicht wirklich verträgt. Weiß die Stimmung schon der Regel nicht, welche Lage sie in dieser Zeit einnehmen soll, wird das kommende Wochenende für ein emotionales Durcheinander sorgen. Die Fürstenfeldbrucker Faschingsfreunde wollen die Tanzbeine schwingen und ihr Prinzenpaar inthronisieren, ehe der Totensonntag noch einmal einem die Vergänglich- und Sterblichkeit ins Gemüt drückt. Hätte das nicht schon als Irritation genügt, muss sich auch noch die stade Zeit einmischen. Denn in Fürstenfeldbruck und Germering startet der lichterglänzende Besinnungstaumel, beginnen die Christkindlmärkte. Eine Woche zu früh, ist der Advent mit all seinen Buden, Türchen und Lichterlein doch dem Dezember vorbehalten. Mit all dem muss eine Stimmung erst einmal zurecht kommen.

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