Mitten in Fürstenfeldbruck:Seltsames Sammelsurium

Zwischen Schunkelmusik und Bildungsfernsehen: der Brucker Alexander Mazza bei seiner ersten Stadlshow

Von Erich C. Setzwein

Es hat schon was, wenn die Namen großer Töchter und Söhne in aller Welt bekannt werden. Heutzutage ja kein Problem, wenn zusammen mit dem Namen gleich der ganze Lebenslauf nicht nur einmal ins weltweite Netz kommt, sondern für immer dort gespeichert bleibt. Eingraviert für alle Zeit. So wie an den Eingangstüren zum Capitol in Washington, deren Zargen aus Bronze gegossen sind und in denen ein Name steht - von einem dieser großen Söhne Fürstenfeldbrucks, dem Erzgießer Ferdinand von Miller. Ob auch aus Alexander Mazza, dem neuen Moderator der am Samstag zum ersten Mal in der ARD übertragenen "Stadlshow" einmal ein so bekannter Mann wird, ist in der schnelllebigen Welt nicht zu erwarten. Dabei hätte der groß gewachsene, gut aussehende und durchaus sympathisch wirkende 42-Jährige immer noch alle Voraussetzungen, um noch in der zweiten Lebenshälfte berühmt zu werden. Wie er im baden-württembergischen Offenburg mit seiner Moderationspartnerin Francine Jordi live durchs Programm führte - gar nicht schlecht fürs erste Mal dieser neuen Art von Samstagabendunterhaltung. Die Nachfolgeshow des neun Jahre lang mit Andy Borg bestückten Musikantenstadls versucht die Brücke zu schlagen zwischen den älteren Fans der volkstümlichen Musik und dem Polka-Krainer-Rock der jüngeren Anhänger des neuen Heimatsounds, schafft es aber überhaupt nicht. Während der Stadl-Nachwuchs - übrigens auch wie viele andere im Saal mit Dirndl und Lederhose verkleidet - Auftritte wie den des Schlagerbrechmittels Jürgen Drews über sich ergehen lassen muss, dürfen die Älteren bei Ziehharmonika-Rock der Troglauer Buam keine Miene verziehen. Zwischendrin moderiert der zumindest körperlich alles überragende Mazza einigermaßen souverän. Selbst der unverwüstliche DJ Ötzi bringt ihn nicht aus der Ruhe: Zunächst startet der weißbemützte Sänger noch während ihn Mazza anmoderiert, hernach will sich der Österreicher nicht aufs Sofa setzen, sondern auf die Armlehne. Aber wer "Herzblatt" hinter sich hat und bei "Mona Lisa" im Zweiten die Frauenthemen auf den Bildschirm brachte, dem scheint auch das seltsame Sammelsurium aus Schunkelmusik und Einspielern in der Machart deutschen Bildungsfernsehens nichts auszumachen. In dem Mehrgenerationen-Programm will aber so gar kein Funke überspringen. Der Name eines weiteren Sohns der Stadt ist in der Welt, aber noch lange nicht in Bronze gegossen.

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