Mitten in Fürstenfeldbruck:Quarantäne für Susan

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Warum man sich nach Wochen im Home-Office selbst nach missliebigen Dingen im Büro zurücksehnt

Kolumne von Stefan Salger

Sicherlich, es gibt Schlimmeres als zu Hause auf der bequemen Couch zu sitzen mit dem Dienstlaptop auf dem Schoß. Funktioniert doch tadellos. Das Homeoffice hat den Vorteil, dass der Kollege aus dem Nebenzimmer der Redaktion einen nun nicht mehr ständig triezen kann, man möge doch endlich einen frischen Kaffee aufsetzen. Mit etwas Milch und Zucker, bitteschön. Und niemand weit und breit, der sich darüber lustig macht, wie da zwei Finger im Suchsystem grobmotorisch über die Tastatur stolpern. Dafür ermahnt einen jetzt die beste Ehefrau von allen, man möge doch nicht dasitzen wie ein Fragezeichen - und klemmt einem in einer Anwandlung orthopädischer Selbstjustiz gleich Kissen im Doppelpack hinter den runden Rücken. Ach ja: Und wenn du mal eine Auszeit von der Arbeit und dem miesepetrigen Teenager brauchst, dann nutz' die doch gleich zum Einkaufen.

Homeoffice ist nach drei Wochen mit nur einigen Unterbrechungen schon echt anstrengend. Da hat man all die Kollegen endlich mal von der Backe und auf Distanz und sehnt sich doch schon wieder nach ihnen. Jetzt Kaffee kochen, das wär's! Gar nicht auszudenken, wie es jemandem geht, der sich gleich 14 Tage am Stück komplett von der Außenwelt abschotten muss. So etwas wünscht man fast niemandem. Fast. Einer Person, mindestens aber ihrer Botschaft, wünscht man sehr wohl eine Quarantäne ohne Ende, am besten irgendwo hinterm Mond. Die Sache scheint auf dem besten Weg zu sein. Denn die Nachricht im Mail-Eingang, die angeblich von einer gewissen "Susan Willow" stammt, wurde vom digitalen Wachhund des Verlags als spamverdächtig aussortiert - noch bevor man unter dem strengen Blick der besten... na Sie wissen schon... in Erklärungsnot geraten wäre. In der Betreffzeile steht: "Stefan, Es funktioniert". Stimmt. Oder besser: Es hat bereits funktioniert. Die Spam-Mail, von der man besser die Finger lässt, ist da gelandet, wo sie hingehört: Im Quarantäne-Ordner. Da soll sie auf ewig schmoren.

© SZ vom 06.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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