Mitten in Fürstenfeldbruck:Otto, Ludwig, Kaiserschmarrn

Lesezeit: 1 min

Die Diskussion über die Kaisersäule in Puch wird zur Geschichtsstunde im Stadtrat. Über Ludwig IV. weiß ausgerechnet ein Pirat genau Bescheid

Von stefan salger

CSU, das heißt Tradition, Geschichtsbewusstsein, Glanz. In Bayern haben die Christsozialen die Lederhosen an und den Laptop unterm Arm. Sieht man mal vom zusammengeklappten Tastenknecht ab, dann war das schon unter Ludwig XIV. so. Wie bitte, der war Franzose? Üble Nachrede: Bekanntermaßen war er unterm Pseudonym "Sonnenkönig" bekannt. Und weil es an der Existenz der Sonnenkönige Strauß und Seehofer keinen Zweifel geben kann und sowohl Seehofer als auch Ludwig XIV. gerne mal der Satz "L'État, c'est moi! - Der Staat bin ich!" zugeschrieben wird, bedeutet das im Umkehrschluss: Auch Ludwig XIV. war ein Bayer. Ebenso wahr ist, dass Ludwig IV., auch bekannt als Ludwig der Bayer, der erste deutsche Kaiser war. Jedenfalls begründet die Brucker CSU-Fraktion ihren Antrag, die 1808 errichtete Kaisersäule Ludwigs des Bayern bei Puch denkmalgerecht aufmöbeln zu lassen, mit der geschichtlichen Bedeutung des mittlerweile ziemlich umwucherten Kaiserhains. Schließlich ist 1347 unweit dieser Stelle nicht irgendein Waldläufer ums Leben gekommen, sondern - bei der Bärenjagd - "der erste deutsche Kaiser aus dem Hause Wittelsbach".

Da erhebt ausgerechnet der Vertreter einer Partei Einspruch, die noch nicht einmal eine Dekade Tradition vorweisen kann. Andreas Ströhle, studierter Philosoph, erwischt die traditionsbewussten Schwarzen scheinbar auf dem falschen Fuß. Dem CSU-Fraktionsvorsitzenden Andreas Lohde, Geschichtslehrer von Beruf, meint er, Nachhilfeunterricht in Geschichte erteilen zu müssen. Ludwig der Bayer sei doch nicht der erste deutsche Kaiser gewesen. Der war zwar von 1328 an Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. Das ist ziemlich lange her. Aber da war ja auch noch Otto, der bereits von 962 an römisch-deutscher Kaiser war. Der freilich stammte aus dem Geschlecht der Liudolfinger und eben nicht "aus dem Hause Wittelsbach". Ein "Preiß" also, und Preißn zählen nicht. Mia san schließlich mia.

Kaiserschmarrn hin oder her: Der CSU-Antrag wird einstimmig beschlossen. Gemeinsam mit dem Grundeigentümer Freistaat soll eine Lösung gefunden werden, um die Kaisersäule besser zur Geltung kommen zu lassen - Infotafeln und Sitzbank inklusive.

© SZ vom 30.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: