Mitten in Fürstenfeldbruck:Ohne Wahlkampf zum Spitzenamt

Bruck: JHV (Jahreshauptversammlung) TUS / Vorsitzender Herbert Thoma

Herbert Thoma, Noch-Präsident des TuS Fürstenfeldbruck, würde gerne einen Nachfolger einarbeiten.

(Foto: Johannes Simon)

In Fürstenfeldbruck kann man ganz leicht Präsident werden

Von stefan salger

Präsident zu werden, ist kein Zuckerschlecken. Denken wir nur an die Ochsentour, die amerikanische Kandidaten zurzeit mit Blick auf die Wahlen 2016 hinter sich bringen müssen. Sie touren durchs Land, geben überall ihren Senf dazu. Und schießen manchmal auch noch einen Haufen Geld aus eigener Tasche zu. So wie Lautsprecher Donald Trump, der Milliarden auf dem Konto, aber nichts in der Birne hat. Im Nachbarland Frankreich läuft auch längst der Vorwahlkampf. Dort wird 2017 der Präsident - im Gegensatz etwa zu Deutschland - direkt vom Volk gewählt. Wenn's ganz blöd läuft, könnte die rechtslastige Marine Le Pen, deren Partei jüngst im ersten Durchgang der Kommunalwahlen aufgetrumpft hat, das Rennen gegen Amtsinhaber Hollande oder den alten Recken Sarkozy machen. Es dürfte auf einen beinharten, kräftezehrenden Wahlkampfendspurt herauslaufen.

Wer den scheut, auf das hohe Amt ganz an der Spitze aber nicht verzichten will, der kann sich eines Kunstgriffs bedienen und seinen Wohnsitzes nach Fürstenfeldbruck verlegen. Gilt diese Stadt unter Fachleuten doch als Schlaraffenland. Schon klar: Flussbetten, in denen Milch fließt, wird man nur an Tagen finden, an denen die Milchbauern öffentlichkeitswirksam gegen den unterirdischen Milchpreis protestieren. Gegen Honig und Wein sträubt sich das Wasserwirtschaftsamt schon aus Umweltschutzgründen - und die Brucker weigern sich mit Blick auf Blutzuckerspiegel und Linie, sich durch Hauswände voller Kuchen zu essen.

Und doch bleiben wir dabei: reinstes Schlaraffenland! Denn wo sonst gibt es das noch, dass Chefposten per öffentlichem Aufruf besetzt werden? Willst du Präsident werden? Herzlich willkommen! Oder ganz explizit: "Interessenten bitte in der Geschäftsstelle melden!" Gut, Absender sind weder Weißes Haus noch Élysée. Und dass sich bislang so wenige Kandidaten für die Wahl am 17. März gemeldet haben, könnte daran liegen, dass man beim Turn- und Sportverein (TuS) zwar ein präsidiales Maß an Arbeit garantieren kann, mitnichten aber ein staatsmännisches Salär. Immerhin kann der TuS in einem Punkt auftrumpfen. So wird Bewerbern die Kandidatur fürs TuS-Präsidentenamt schmackhaft gemacht mit dem Hinweis, dass "inzwischen viele Aufgaben von der Geschäftsführerin Frau Causa" übernommen werden. Und das Beste: Noch-Amtsinhaber Herbert Thoma schreibt: "Einarbeitung und weitere Unterstützung werden garantiert." Man stelle sich vor, Barack Obama würde anbieten, Donald Trump einzuarbeiten. In diesem Punkt hat Bruck ganz klar die Nase vorn.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: