Mit dem Aschermittwoch beginnt die 40-tägige Fastenzeit, nachdem sich eingefleischte Narren tags zuvor in der Regel beim feuchtfröhlichen Faschingsendspurt ausgepowert haben. Die Bezeichnung Aschermittwoch stammt von dem Brauch, an diesem Tag im Gottesdienst die Asche der verbrannten Palmzweige des Vorjahres zu weihen und die Gläubigen mit einem Kreuz aus dieser Asche zu markieren. Der Aschermittwoch schließt den Fasching ab wie das Amen das Gebet. Der Landkreis ist da keine Ausnahme. Und doch gibt es in der Angelegenheit einen gewissen Wildwuchs. So wird der Tag nach dem närrischen Schlussakkord meist nicht mehr für den Besuch von Kirchen genutzt, sondern von Wirtshäusern und Hallen, in denen Politiker ordentlich vom Leder ziehen. Das ist der politische Aschermittwoch, der auch in Bayern mittlerweile unter Tradition verbucht wird. Gut vertreten ist meistens die Partei, die den Laptop zur Lederhose trägt.
Nun aber interpretieren aus Sicht der Altvorderen ausgerechnet politische Emporkömmlinge den fixen Termin ausnehmend liberal. Nahmen sich die Freien Demokraten ebenso wie ihre Konkurrenz in den zurückliegenden Jahren bereits die Freiheit, den Aschermittwoch zum Ascherdonnerstag umzudeuten, so überspannen sie den Bogen nun komplett: Der FDP-Kreisverband lädt für den 28. Februar ein zum "Liberalen Ascherfreitag" im Romantikhotel zur Post mit dem ehemaligen Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch. Wahrscheinlich hofft man, dass die Konkurrenz am Mittwoch und Donnerstag ihr Pulver verschossen hat und man dann in romantischem Ambiente das letzte Wort hat. Aber Heubisch müsste doch eigentlich wissen, dass man nicht einfach den Lauf der Zeit und die Tradition nach gusto aus den Angeln heben kann. Asche auf das Haupt der FDP! Die Partei wird büßen - wenn am Ascherfreitag die knurrenden Mägen des fastenden Volks die politischen Parolen übertönen. Wir freuen uns derweil schon narrisch auf Ostermittwoch, Pfingstdienstag und den Heiligen Morgen.