Süddeutsche Zeitung

Mitten in Fürstenfeldbruck:Leuchtzeichen am Himmel

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Ein heller Schein über der Kreisstadt gibt Raum für allerlei Spekulationen

Kolumne von Erich C. Setzwein

Als die Hirten seinerzeit draußen auf dem freien Felde lagerten und Nachtwache bei ihrer Herde hielten, sollen sie eine Erscheinung gehabt haben. Das mag vielleicht an den Folgen vergorener Ziegenmilch oder anderer zu dieser Zeit noch nicht verbotener Substanzen gelegen haben, aber zumindest war ihre Geschichte von einer strahlenden Erscheinung so gut, dass sie aufgeschrieben wurde und bis heute immer wieder erzählt wird. Nun treiben sich zwar im Landkreis nicht mehr so viele Hirten herum, aber Lichtzeichen am Winterhimmel können immer noch erlebt werden.

Fürstenfeldbruck, die Kreisstadt, ist von Weitem an ihrem nächtlichen orangefarbenen Schein erkennbar. Auch in Germering ist die Lichtverschmutzung noch nicht beseitigt, und die einwohnerstärkste Stadt strahlt so viele Tausend Watt ab, als wolle sie es mit der nahen Landeshaupt aufnehmen. Das sehen von oben auch die zum Flughafen München strebenden Flugzeugpassagiere, auch wenn deren Orientierungsvermögen selten ausreicht, um den Unterschied zwischen den LED-bestrahlen Straßen Eichenaus und denen Gröbenzells zu erkennen.

Eigentlich dürfte man Gröbenzell nachts von oben gar nicht sehen, als Gartenstadt sollte sie von oben eigentlich nur eine einheitlich dunkle Masse aus Baumkronen und Satteldächern darstellen. Doch auch Gröbenzell lässt seine Bürger nicht im Dunkeln nach Hause gehen. Fürstenfeldbruck übrigens auch nicht. Dort scheint man sich jetzt in der Vorweihnachtszeit auf eine neue Art der energiesparenden Abschnittsbeleuchtung verlegt zu haben.

Neulich waren am Himmel über dem Gewerbegebiet zwischen Bahnhof und Brausefabrik Lichter am Himmel zu erkennen, die sich in gefühltem Schritttempo bewegten. Ein gefundenes Fressen für alle Chemtrail-Anhänger hätte es sein können, für alle Ufo-Fans und alle jene, die Verschwörungstheorien und gefakte Facebook-News als Tatsachen bezeichnen. Jedenfalls ist nicht bekannt, dass Hirten in der Nähe gewesen wären, und deshalb wird wohl auch nichts aus einem neuen Wunder zu Weihnachten. Die Lichter strahlten wie die von einer Drohne, die über der Buchenau schwebte. Was sie vielleicht aufnahm, wer sie steuerte, das blieb - trotz hellstem Straßenlicht - völlig im Dunkeln.

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Quelle:
SZ vom 24.12.2018
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