Mitten in Fürstenfeldbruck:Kein gutes Jahr für Ohrwürmer

Strandbars und Urlauberdiscos hatten es wegen Corona schwer, Sommerhits auch. Und im Herbst wird sich das nicht ändern

Kolumne Alexander Kappen

Wäre in diesem völlig anderen Jahr nicht alles völlig anders als in allen nicht völlig anderen Jahren, dann wäre jetzt gerade die Hochphase der Ohrwürmer. Die Zeit, in der sich in den Urlaubshochburgen rund um den Globus Partygäste in Strandbars und Clubs drängeln und gemeinsam die oft extra für diese sonnigen Monate komponierten Sommerhits mitgrölen. Das sind dann meist eingängige, leicht merkbare Songs, die dem Hörer in Windeseile förmlich ins Ohr kriechen, um sich anschließend in den Gehirnwindungen festzusetzen.

Und da bleiben sie dann erst mal eine ganze Zeit lang hocken. Was zur Folge hat, dass man noch Stunden später, ganz egal, wo man gerade steht und geht, irgendein Liedlein von Shakira, Santiago, Santa Maria, Santa Claus, Klaus & Klaus oder wem auch immer vor sich hin trällert. Einen Ohrwurm halt. Ist man dann vom Urlaub zu Hause und endlich sämtliche Ohrwürmer wieder los, geht es auch schon weiter zu irgendeinem Volksfest, im Nachbarlandkreis Dachau zum Beispiel, auf die Moosburger Herbstschau oder die Münchner Wiesn, wo einem Showbands und Bierzeltblaskapellen die nächsten Würmer ins Ohr setzen. Also, so wäre das eigentlich. In jedem anderen Jahr, das nicht so völlig anders ist als dieses, in dem wegen Corona fette Strandpartys im Urlaub eher nicht die Regel und sämtliche Volksfeste in der Heimat längst abgesagt sind.

Ohrwürmer gibt es heuer höchstens im Radio beim Sender unseres Vertrauens oder, nun ja, im Trinkwassernetz. Allerdings die richtigen, diese Kleinsttiere. Wer sich also übers Waschbecken beugt und sein Ohrwaschel an den Wasserhahn hält, wird dort mit ziemlicher Sicherheit keinen Shakira-Song hören. Und auch nicht den bahnbrechenden Hit eines gewissen Andy Z: "Drink More Water".

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