Mitten in Fürstenfeldbruck:Im Geiste Valentins

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„Nur Liebesbriefe“ prangt als Hinweis auf dem Briefkasten am Fürstenfeldbrucker Bahnhof.

(Foto: Christian Hufnagel/oh)

Der Tag des Gedenkens an den christlichen Priester, der in Rom unerlaubt Paare traute und dafür geköpft wurde, bringt die blumigsten Formulierungen hervor

Kolumne von Christian Hufnagel

Damit heute so ein blumiger Hype um dieses Datum gemacht werden kann, musste natürlich in düsterster Vorzeit ein Mensch bluten. Und das ist wörtlich gemeint, schließlich dürfte dies in nicht geringer Menge eintreten, wenn einem der Kopf abgeschlagen wird. Jedenfalls soll das einem Priester widerfahren sein, der im dritten Jahrhundert Paaren Blumen aus seinem Garten geschenkt und sie christlich getraut hat, obgleich die römische Staatsmacht dies strengstens verboten hatte. Und so wurde der Geistliche nach erwähnter Brachialmethode hingerichtet. Sein Tod konnte nicht verhindern, dass der gute Mann namens Valentin weiter verehrt wurde, schließlich sollen die von ihm geschlossenen Ehen bestens gehalten haben. Diese nicht unattraktive Symbolkraft des nach dem Märtyrer benannten Valentinstages versuchen immer mehr Kirchengemeinden im Landkreis zu nutzen, um ihre Häuser wenigstens einmal im Jahr voller zu bekommen als sonst.

"Für Verliebte, Verlobte, Verheiratete" ist etwa das Angebot am Sonntag in Sankt Bernhard in Fürstenfeldbruck gedacht - mit der verheißungsvollen Aufforderung: "Lassen Sie sich inspirieren, Mut zusprechen und segnen." Gleichfalls ein Segnungsgottesdienst wird in Sankt Peter und Paul in Olching zelebriert, unter dem kriminalistischen Schlagwort "Tatort Kirche" lautet der herzige Slogan: "Wir feiern die Liebe." Auch in der Stadtkirche Germering besteht bereits am Vorabend für "alle Paare die Gelegenheit, sich und ihre Liebe neu unter den Segen Gottes zu stellen".

Nicht nur Kirche und Blumenhandel entdecken den 14. Februar für sich. Selbst die Brucker Stadtverwaltung glaubt, eine Sprachgirlande zu ihm schlagen zu können. Zur Wiedereröffnung eines Trimm-Dich-Pfads "am Valentinstag", wie in der Ankündigung explizit betont wird, wurde ein entsprechend verspieltes Motto geboren: "Verliebt in den Sport". Mindestens so viel Fantasie benötigt dann auch eine andere Einrichtung, will sie fortan bestehen. Am Bahnhofsgebäude hängt noch ein alter gelber Kasten. Den Deckel seines Einwurfschlitzes hat jemand in schöner Handschrift mit einem eindeutigen fetten Hinweis versehen: "Nur Liebesbriefe" steht dort, was weniger nach der Post klingt, als mehr den heiligen Valentin als Urheber und Autor vermuten lässt. Bleibt für die Liebe nur zu hoffen, dass sich die Leerung - werktags 14.15 Uhr, samstags 11.45 Uhr - auch lohnt.

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