Mitten in Fürstenfeldbruck:Im Eimer

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Im Stile eines Haushaltswarenvertreters: Kreisrat Jakob Drexler wirbt unermüdlich für die Einführung der Biotonne

Kolumne von Heike A. Batzer

Mitten in seinen Ausführungen holt Jakob Drexler einen kleinen, rechteckigen, braunen Eimer hervor und stellt ihn auf den Tisch. Es ist ein Bio-Eimer des Abfallwirtschaftsbetriebs München, er hat einen Henkel und einen Deckel. Drexler demonstriert, wie das funktioniert mit dem Bio-Eimer. Bevor man Obstschalen und Gemüsereste, die in der Küche anfallen, hineingibt, könne man, damit die Feuchtigkeit aufgesaugt wird, den Behälter mit Zeitungspapier auskleiden - "zum Beispiel mit den regionalen Zeitungen", fügt Drexler an, und die Blicke der Mitglieder im Werkausschuss des Kreistags richten sich erwartungsvoll auf die beiden Medienvertreter, die da in einem pandemiebedingten Ewigkeitsabstand voneinander der Sitzung beiwohnen und für einen kurzen Moment froh sind, dass die alte Papierzeitung ja scheinbar doch noch für was gut ist. Unbeirrt fährt Drexler im Stile eines Haushaltswarenverkäufers mit der Vorführung fort. Als Alternative zum Zeitungspapier würden auch einfache Tüten aus Recyclingpapier taugen, die es in jedem Supermarkt zu kaufen gebe.

Nicht allen freilich erschließt sich sogleich, was Drexler nun eigentlich damit sagen möchte. Landrat Thomas Karmasin fragt deshalb nach, ob denn "dieses Globuli-Gefäß täglich oder sogar stündlich geleert" werden müsse: "Da geht ja überhaupt nix nei." Man könnte jetzt auf die Idee kommen, dass der Landrat gerade ein wenig auf der Leitung sitzt, während Drexler - der zu Hause der Koch ist, wie er die anderen wissen lässt - unbeirrt weiter aufzählt, welche Vorteile die Nutzung des Sieben-Liter-Behälters hat.

Und auf einmal geht dem Landrat ein Licht auf und ihm wird klar, welchen Zweck das braune Eimerchen denn eigentlich erfüllen solle. "Und ich dachte, das ist die Biotonne", ruft er und lacht - wohl auch über sich selber. Nein, sagt Drexler, mit dem Eimer "gehen Sie zur Biotonne! Sie müssen das umleeren!" In eine große braune Biotonne. Die aber gibt es im Landkreis noch nicht. Kreisrat Drexler möchte das gerne ändern und lässt keine Gelegenheit aus, dafür zu werben.

© SZ vom 21.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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