Süddeutsche Zeitung

Mitten in Fürstenfeldbruck:Froher Ausblick in den Advent

Corona hat uns vieles genommen. Nun aber gibt es einen Lichtblick der Erlöserkirche

Kolume von Christian Hufnagel

Kinder, wie die Zeit vergeht." Ein Ausspruch des Dichters Rudolf Alexander Schröder, der zum Sinnspruch wurde und den als solcher zwar nicht jedes Kind, wohl aber jeder Erwachsene kennt. In Zeiten der Pandemie mag dieses geflügelte Wort einem erst recht in den Kopf schießen, wehmütig und nachhaltig. Vor Jahresfrist hatte es begonnen, dass einem die Folgen der Corona-Krise bewusst und eine publikumsträchtige Veranstaltung nach der anderen im Landkreis abgesagt wurde. Stets verbunden mit der Erwartung, ja fast trotzigen Gewissheit, dass es heuer wieder all die vielen Out- und Indoor-Festivitäten geben wird - wie Messen im Veranstaltungsforum Fürstenfeld, Brucker Stadtfest oder Maibaumfeiern. Schließlich: In zwölf Monaten wird der Mensch sicherlich Covid-19 in den Griff bekommen haben. Dem war und ist bekanntlich nicht so. Und im Frühjahr 2021 wiederholt sich die Geschichte. Wie die Zeit doch vergeht.

Erneut jagt eine Absage die nächste. Ein paar frische Beispiele dieser Form der Gesundheitsfürsorge: Die Maisacher Festwoche im August, auf die werden Volksfestliebhaber verzichten müssen. Jüngst entschied der Gemeinderat so. Einhellig. Auch das traditionelle Fronleichnamsrennen der Speedwayfahrer in Olching fällt aus. Das Infektionsgeschehen lasse das beliebte Spektakel nicht zu, so der Motorsportclub. Den Marktsonntag in Germering hatte der Wirtschaftsverband ebenso gestrichen. Und ließ wie viele andere Organisatoren doch zugleich Hoffnung aufkeimen: Der Herbsttermin am 17. Oktober, er habe noch Bestand. Noch viel weiter ins Unwägbare muss die Germeringer Stadthalle Konzerte und anderes verschieben. So hätten sich Fans der Boulevardkomödie Ende April über "Komplexe Väter" freuen können. Doch die Liebhaber dieser Unterhaltungsform müssen sich nun auf eine lange Vorfreude einstellen: 2023 werde es das Gastspiel in Germering geben.

Bei einem solchen Übermaß an Geduldsproben ist es ermutigend, wenn eine Ankündigung voller Zuversicht und Normalität daherkommt: "Auf folgenden Kunstevent möchten wir Sie heute schon aufmerksam machen", heißt es da höflich im Anschreiben, um sogleich ein wenig forscher zu werden: "Erlöserkirche Fürstenfeldbruck & Olchinger Künstler präsentieren: Künstler-Krippen." Und weil dieses Kultur- und Brauchtumsgut trotz aller Corona-Turbulenzen noch immer nicht dem Sommer gehört, sondern ehern seine angestammte Zeit hat, ist zwar der Zeitpunkt der Ankündigung eine Überraschung, nicht aber das Datum der Ausstellung: vom 28. November bis 19. Dezember in der Erlöserkirche.

Darüber möchte sich doch ein anderes geflügelte Wort aufdrängen, nämlich das mit der Frage, ob denn schon wieder Weihnachten sei? Im Mai hat das freilich selbst die Pandemie noch nicht geschafft. Aber da der Advent am Jahreshorizont schon auftaucht, macht diese Ankündigung doch wieder diese eine Urerfahrung bewusst: "Kinder, wie die Zeit vergeht."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5290668
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 11.05.2021
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.