Süddeutsche Zeitung

Mitten in Fürstenfeldbruck:Fleisch ist ein Stück Lebenskraft

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Bei einem Vortrag zu veganem Leben preist der Referent die Vorzüge des Fleisches

Von heike a. batzer

Auch das Essen unterliege Trends, sagt Angelika Reiter-Nüssle aus dem Bayerischen Ernährungsministerium und zählt auf: fleischlos, vegan, laktosefrei und was es noch so alles gibt. Vegetarisch oder vegan - von einem "Riesentrend" könne man nicht sprechen, sagt später Malte Rubach. Auch ihn schickt das Bayerische Ernährungsministerium nach Fürstenfeldbruck, zum selben Termin. Nun gut, die etwa 100 überwiegend weiblichen Zuhörer, die die von der Vernetzungsstelle Schulverpflegung am Brucker Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten organisierte Jahrestagung im kleinen Saal des Veranstaltungsforums besuchen, sind unterschiedliche Essgewohnheiten aus ihrem Alltag in Kita und Schule gewohnt. Aber wie umgehen mit all den Forderungen nach gesundem Essen, nach biologischem Essen, nach religiös einwandfreiem Essen, nach vegetarischem Essen?

Tipps und Hilfestellung erwarten sie von der Tagung und Malte Rubach kennt die Antwort: "Fleisch ist ein gesundes Lebensmittel seit 10 000 Jahren." Schöner hätte es auch ein Vertreter der Fleischwirtschaft nicht formulieren können und man fühlt sich an den alten Werbespruch erinnert: "Fleisch ist ein Stück Lebenskraft." Es folgt ein Vortrag, der die Frage "Fleischlos glücklich?" beantworten soll und dabei süffisant jene Lebensentwürfe kommentiert, die ohne Fleisch auszukommen versuchen. Verschiedene Umfrageergebnisse sollen beweisen: Alles irgendwie spleenig, dieses auf Fleisch-verzichten-Wollen. Rubach kommt auf fleischfreie Wurst zu sprechen, nennt sie das "Nikotinpflaster für Veganer" und erzählt von einem Bugamino-Eiweißbrot, das "aus vermahlenen Buffalowürmern" hergestellt würde.

An dieser Stelle wenden sich die ersten Zuhörerinnen angewidert ab. Ist das eine Hilfe für ihren Arbeitsalltag? Selten wurde bei einem Vortrag derart an der Zielgruppe vorbeigeredet. Doch der Mann aus dem Ministerium ist nicht zu stoppen. Reiner Fleischverzicht sei auch unter Umweltgesichtspunkten nicht nötig, sagt er, und das Königreich Bhutan in Asien sei eine "glückliche Insel der Seligen". Dort werde auf fleischreiche Ernährung Wert gelegt.

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Quelle:
SZ vom 29.06.2015
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