Mitten in Fürstenfeldbruck:Energiesparen mit Gottes Segen

Warum sich für Klimaschützer ein Blick auf eine alte Fürstenfeldbrucker Kirche lohnen könnte

Kolumne von Stefan Salger

Die Kreisstadt ist in puncto Klimaschutz Vorreiter. Getoppt wird sie freilich seit anno dunnemal von einer himmlischen Einrichtung an der Amper und seit nicht ganz so vielen Jahrhunderten von der Unterkunft der Floriansjünger - die dem Himmel dem Namen nach ja auch nahe stehen. Bescheid weiß, hier wie dort, jemand von der Fürstenfeldbrucker Christlich Sozialen Union.

Die Ansprüche: Im Oktober hat sich die Stadt verpflichtet, bis 2035 unterm Strich klimaneutral zu werden. Ziel ist es, die Erderwärmung zu bremsen. Große Hoffnungen ruhen neben der Altbausanierung vor allem auf dem Neubau von Häusern, die mindestens so viel Energie produzieren wie sie verbrauchen. Je weniger durch den Kamin geblasen wird, desto mehr Pluspunkte beim Klimaschutz.

Szenenwechsel: Auf einem Wirtschaftsempfang des Landkreises verdeutlicht der Wissenschaftler und Unternehmer Timo Leukefeld vor gut zwei Jahren, dass Lowtech mit Hightech auf Augenhöhe liegen kann und auch noch weniger reparaturanfällig ist: Ein Hochhaus mit dicken und damit gut isolierenden Wänden sei der Gegenentwurf zum Bürokomplex mit filigraner Stahl-Glasfassade und aufwendiger Heiztechnik. "Die letzten 30 Prozent Energieautarkie sind so teuer wie die ersten 70 Prozent", weiß Leukefeld aus eigener Erfahrung zu berichten.

Andreas Lohde, Fraktionschef der Christsozialen, als Lehrer auch in Theologie beschlagen, kennt sich mit Klimaschutz, himmelsstrebenden Gebäuden und Hightech wie Lowtech aus. Im Fachausschuss geht es jüngst darum, ob eine bessere Wärmedämmung des Feuerwehrhausanbaus in Aich ratsam wäre. Aus energetischer Sicht lohne sich dabei ein Blick auf Fürstenfeldbruck, frotzelt Lohde. Am besten schneiden dort zwei Häuser ab, die weder über technisch hochwertige Wärmepumpen verfügen, noch in einen fetten Schutzpanzer aus Dämmstoff eingepackt sind: Das sehr sparsam beheizte Feuerwehrhaus nebst Schlauchturm an der Landsberger Straße. Und, unangefochten auf Platz eins, die Leonhardikirche. Das 1440 geweihte Gotteshaus kommt gleich ganz ohne Heizkörper aus - Besucher müssen die nachhaltig produzierte Wärme selbst mitbringen: Energiesparen in seiner reinsten und effizientesten Form, mit göttlichem Segen. Mehr Klimafreundlichkeit geht nicht. Mag draußen die wärmende Sonne auch strahlen, drinnen bibbern die armen Sünder. Schnupfen und Herzenswärme dürfen die Geläuterten anschließend wieder mit nach Hause nehmen. Und kaputt gegangen ist auch noch nie was.

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