Mitten in Fürstenfeldbruck:Ein Hauch von Weltkulturerbe

Mitten in Fürstenfeldbruck: SZ-Grafik

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Schützenswertes Kulturgut von Weltrang aus dem Landkreis ist nicht bekannt. Vielleicht sollte man einmal genauer hinsehen

Von Christian Hufnagel

Na gut: Es gibt eine hübsche Klosteranlage, eine Menge (Amper-)Moos und auch ein sagenhaftes (Haspel-)Moor. Aber das reicht noch nicht einmal aus, um den Landkreis überregional bekannt zu machen, geschweige denn, ihm einen Ruf von Welt zu verleihen. Was gäben die Fürstenfeldbrucker Tourismus-Manager vermutlich dafür, würden etwa die Felsenkirchen von Lalibela, die Galapagosinseln, der Yellowstone-Nationalpark oder wenigstens der Dom zu Aachen durch irgendeinen übernatürlich glücklichen Zufall zwischen Gröbenzell und Dünzelbach oder Zankenhausen und Egenhofen beheimatet sein. Aber so findet sich in einem Landstrich, der im Norden wie Süden profan von Autobahnen eingerahmt wird, bisher kein "Meisterwerk der menschlichen Schöpferkraft" und nicht einmal ein "hervorragendes Beispiel einer überlieferten menschlichen Siedlungsform".

Dabei hätte nun ein Gebäude offenbar fast derartige Kriterien für die Anerkennung als Weltkulturerbe durch die Unesco erfüllt. Zumindest unterlag es anscheinend einer Prüfung. Diese Sensation machte Bürgermeister Norbert Seidl publik. Zunächst twitterte er die Entscheidung des Kreistages, dass die wasserdurchlässigen Turnhallen seines Gymnasiums und seiner Realschule abgerissen werden. Um gleich noch einen aufsehenerregenden Tweet hinterherzujagen: "Antrag Turnhalle Puchheim als Weltkulturerbe ,Tropfsteinhöhle innen' aufzunehmen ist gescheitert." Der Zusatz "Postillon" verrät freilich, dass es sich hier um einen satirischen Einwurf handelt. Gleichwohl lässt sich darüber nachdenken, ob nicht doch "Meisterwerke menschlicher Schöpfungskraft" im Landkreis bislang unerkannt geblieben sind. Die wunderbar funktionalen Hochhauswohnsilos von Puchheim und Germering fallen einem da ein, dazu die gewaltigen Verkehrskreisel von Moorenweis oder die in historischem DDR-Mauergrau gehaltenen Lärmschutzwände an der Bahn zu Esting. Das sind sicherlich Bauwerke von Menschenhand und -geist, die der Welt ein ganz schönes Erbe hinterlassen haben.

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