Mitten in Fürstenfeldbruck:Durchgereicht von der Polizei

Medienleute sind auf Polizisten angewiesen, denn sie benötigen Auskünfte. Die zu geben, fällt den Beamten aber nicht immer leicht, gerade am Sonntag

Von Stefan Salger

Manchmal ist eine Redaktion auf Freunde und Helfer angewiesen: dann etwa, wenn es um aktuelle Unfallberichte geht. Das Verhältnis zwischen Zeitungsmenschen und Polizisten ist in der Regel kollegial. Bei aller Freundlichkeit mogelte sich letztens aber Buchbinder Wanninger in die Telefonleitung. Es ist Sonntagnachmittag. Nachfrage bei der Brucker Polizei wegen eines schweren Arbeitsunfalls am Samstagmorgen. Die Polizistin ist sehr auskunftsbereit. Allein, selbst nach dem Durchblättern aller Unterlagen lässt sich kein Unfallprotokoll finden. Man unterhält sich also kurz über den vernehmlich im Homeoffice des Reporters zwitschernden Wellensittich. "So einen habe ich auch", erzählt die Beamtin und empfiehlt noch, es wegen des Unfalls bei den Olchinger Kollegen zu versuchen. Ein sehr netter Kollege meldet sich dort. Der Arbeitsunfall? Das machen die Brucker Kollegen. Aber nicht die von der Inspektion, sondern die Kriminalpolizei. Weil dort niemand an den Apparat geht, landet man wieder bei der Beamtin und frischt noch mal kurz die Sache mit dem Wellensittich auf. Man folgt ihrem Tipp und probiert es alsdann beim Kriminaldauerdienst - "denn die haben Schichtdienst, so wie wir". Dort meldet sich ein Beamter, Knarzen und Rauschen ist zu hören, auch seine Stimme: "Wir sitzen gerade im Streifenwagen, können also nichts nachsehen." Außerdem sei in dem Fall ohnehin das Polizeipräsidium Oberbayern Nord in Ingolstadt erster Ansprechpartner. Auf dem dortigen Mobiltelefon wird abgenommen. Im Hintergrund ist eine Kinderstimme zu vernehmen. Dann meldet sich die Frau von der Pressestelle, die Bereitschaftsdienst hat: "Pardon, da ist jetzt versehentlich meine Tochter rangegangen."

Nach einem Streifzug durch alle Berufsgruppen und Hierarchien der Polizei naht das Happy End: Die Beamtin macht sich auf der Dienststelle schlau, bekommt dort beneidenswerterweise gleich den richtigen Ansprechpartner an die Strippe, ruft zurück und gibt die erbetenen Details durch. Na also, ein bisschen Wanninger, aber ganz viele Freunde und Helfer!

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