Süddeutsche Zeitung

Mitten in Fürstenfeldbruck:Die Mühlen der Bahn

Das Dach über dem Bahnsteig ist undicht. Die Bahn weiß das. Statt einer Reparatur gibt es viele Ausreden

Kolumne von Christian Hufnagel

Ein Dach ist im Bauwesen eine Konstruktion, die darunter liegende Räume und Flächen nach oben hin abschließt und sie somit vor Sonne, Witterung oder anderen von oben eindringenden Einflüssen schützt." Um diese lexikalische Definition weiß vermutlich jedes Kind. Nur bei der Bahn hat man offensichtlich eine andere Auffassung von einem Dach. Selbiges am Bahnhof in Fürstenfeldbruck etwa ist ja schon seit Jahren undicht. Vor einer Woche wurde das mal wieder auf nicht ungefährliche Weise sichtbar: Lange Eiszapfen hatten sich über dem Mittelbahnsteig gebildet. Fahrgäste beklagten sich darüber, dass "Stalaktiten" herabfallen oder von ihnen permanent Wasser tropft, das unten gefriert und den Boden zur Rutschbahn macht. Ein Bahnsprecher sicherte auf Nachfrage der SZ zu, das Problem dem Bahnhofsmanagement zu melden.

Dass er sich dies sparen könne, darauf macht nun SZ-Leser Alois Nock aufmerksam. Aus einem einfachen Grund: Der Fürstenfeldbrucker hat das bereits vor mehr als einem Jahr getan, was er durch den beigefügten E-Mail-Verkehr dokumentiert: Demnach versichert das besagte Bahnhofsmanagement München Ende November im Jahre 2017 dem S-Bahn-Fahrer, "Ihre Mängelmeldung umgehend an die zuständige Fachabteilung zur Prüfung und Behebung" weitergeleitet zu haben. Als Nock aber im darauffolgenden August auf dem Brucker Mittelbahnsteig immer noch feststellen muss, "dass es bei Regen den Fahrgästen auf den Kopf tropft", meldet er genau diesen Umstand erneut, nicht ohne den bedauernden Zusatz, dass seine Beschwerde wohl nichts bewirkt habe.

Einen Monat später erhält der Mann immerhin wieder eine Antwort. Die Mängelmeldung sei "umgehend" an die zuständige Fachabteilung weitergeleitet worden, schreibt eine Mitarbeiterin des Bahnhofsmanagements. Wann das Problem der undichten Bahnsteigüberdachung behoben werde, könne aber leider derzeit nicht mitgeteilt werden: "Der Grund hierfür ist, dass wir uns bezüglich dessen in Gewährleistungsverhandlungen befinden." Nicht schwer ist es nun, daraus zu schlussfolgern: Auf dem Brucker Bahnhof wird es den Wartenden wohl noch länger nass reingehen - hoffentlich wenigstens nicht bis zu jenem Tag, an dem der viergleisige Ausbau bis Bruck verwirklicht sein wird.

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Quelle:
SZ vom 03.01.2019
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