Mitten in Fürstenfeldbruck:Die Debatte der anderen

Im Brucker Stadtrat wird die Bedeutung mancher Themen sehr unterschiedlich gewertet

Von Stefan Salger

Im Brucker Stadtrat und seinen Ausschüssen gibt es Themen, bei denen niemand an den Feierabend denkt. So ist das, wenn's um die Deichenstegtrasse geht oder die Bebauung des Viehmarktplatzes. Letztens im Umweltausschuss geht es unter Punkt zehn um "Monitoring zum Konvent der Bürgermeister und Fortführung des Aktionsplans für nachhaltige Energie - Klimaschutzmaßnahmen - Perspektive bis 2020". Klingt theoretisch, kryptisch, nach vagen Bekenntnissen - und damit als nicht geeignet für den Wahlkampf 2020.

Zunächst aber wird angeregt debattiert über Sicherheitsstreifen für Radfahrer, über Raser auf der Flur- und Feldstraße sowie zusätzliche Zebrastreifen. Nach fast drei Stunden liegen dann die Sitzungsunterlagen für jenen Top zehn auf dem Tisch. Auf insgesamt 33 Seiten voller Tabellen und Grafiken werden Maßnahmen zur CO₂-Einsparung aufgelistet. Es ist kurz vor neun. Dritte Bürgermeisterin Karin Geißler (Grüne) schlägt angesichts der fortgeschrittenen Stunde und anstehender Diskussionen in weiteren Gremien vor, heute noch auf eine eingehende Analyse zu verzichten. Gleichwohl soll ein zustimmendes Votum die Bereitschaft der Stadträte dokumentieren, den Klimaschutz voranzubringen.

Dieses Spiel will Hans Schilling nicht mitspielen. Das sei doch ein höchst wichtiges Thema, dem man schon ausreichend Raum für Erläuterung und Debatte geben müsse, protestiert der CSU-Stadtrat sinngemäß. Hoppla, denkt sich da mancher. Da hätte man den Schilling doch glatt unterschätzt. Der ist als Bauexperte bekannt. Aber dass er auch ein so großes Herz für den Klimaschutz hat . . .

Also erklärt Klimaschutz-Beauftragte Anja Wendler, wie die Kreisstadt trotz des Verzichts aufs dritte Stadtwerke-Windrad bis 2020 ihr CO₂-Ziel doch noch schaffen könnte. Um halb zehn stimmen bis auf Georg Stockinger von den Freien Wählern alle zu. Hans Schilling hätte ganz bestimmt auch den Finger gehoben. Wenn er denn noch da gewesen wäre und nicht um neun Uhr seine Sachen gepackt hätte. Vielleicht hat er ja auch nach fünf Minuten erkannt, dass es das Thema doch nicht mit der Deichenstegtrasse aufnehmen kann.

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