Mitten in Fürstenfeldbruck:Dankeschön für Wahlhelfer

Jeder, der bei einem bundesweiten Urnengang fünfmal mitgeholfen hat, die Stimmen auszuzählen, soll nun eine Ehrennadel bekommen. Diese Idee umzusetzen wird schwierig, da die wenigsten Rathäuser dokumentiert haben, wer vor Jahren für diese Aufgabe rekrutiert wurde

Von Peter Bierl

Ohne Ehrenamtliche keine Wahl, sagt Jürgen Koller, der Geschäftsleiter im Olchinger Rathaus. Etwa 3400 Helfer waren am vergangenen Sonntag bei der Bundestagswahl im Landkreis im Einsatz. Sie sorgten für den geordneten Ablauf des Urnengangs, zählten am Abend die Stimmen und füllten sorgfältig die umfangreichen Protokolle aus. Als Wahlhelfer werden Mitarbeiter von Behörden und Parteisoldaten rekrutiert, aber es melden sich auch Bürger freiwillig für diese Aufgabe.

In vielen Kommunen bekommen sie ein sogenanntes Erfrischungs- oder Verzehrgeld in Höhe von um die 50 Euro. Die Regierung gewährt nur 25 Euro, was Stadt- und Gemeinderäten zu knickrig erscheint, weshalb sie etwas drauflegen. Dazu gibt es oft ein Dankschreiben vom Bürgermeister wie etwa in Puchheim. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat sich nun ein "Maßnahmenpaket" ausgedacht, um das Ehrenamt des Wahlhelfers stärker zu würdigen: Jeder soll für die Bundestagswahl eine Urkunde mit seiner Unterschrift kriegen und wer schon fünfmal bei einer bundesweiten Wahl geholfen hat, bekommt eine kleine Ehrennadel angeheftet. Über die Verhältnismäßigkeit kann man streiten, wenn man bedenkt, dass ein jahrzehntelanger Einsatz für die Feuerwehr ähnlich honoriert wird. Für den Dank des Vaterlandes in Gestalt bunter Orden opferten die Leute früher sogar Arme und Beine.

"Hervorragende Idee", findet jedenfalls Koller, bloß nicht praktikabel, weil man im Olchinger Rathaus keine Aufzeichnungen über frühere Wahlen habe. Das ist kein Wunder, wenn man den Zustand des städtischen Archivs in Betracht zieht, das nach den Kategorien von Kraut und Rüben geordnet ist. Man werde sich aber was einfallen lassen, versichert der Beamte. In Puchheim ist man dagegen wohl sortiert: In einigen Wochen kann der Bürgermeister 63 Frauen und 49 Männer mit der Ehrennadel auszeichnen. Während sich in Puchheim oft mehr Freiwillige melden, als gebraucht werden, hat die Stadt Bruck manchmal Probleme. "Gerne macht es niemand", berichtet Wahlleiter Stephan Zenk. Der abschreckende Papierkram nahm zu, weil neben den Ergebnissen noch Daten abgefragt werden, die Statistiker erfreuen.

Vielleicht sind die neuen Auszeichnungen ein Anreiz. "Das müssen wir erst mal prüfen, bisher hatten wir keine Zeit dafür", lautet die Auskunft in Bruck. In Germering erfuhren die Wahlhelfer bei der Schulung, dass ihnen der Dank der Republik gewiss ist. Das soll keine Begeisterungsstürme ausgelöst haben. Immerhin bekommt dort ein Wahlhelfer Ehrennadel und Urkunde, der fünfmal bei Europa- und Bundestagswahlen mitmachte. Unklar bleibt, was Helfer erwartet, die die Auszählung versieben oder am Protokoll scheitern, wie die Streithansel in einem Olchinger Briefwahllokal am Sonntag.

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