Mitten in Fürstenfeldbruck:CSU kommt ein "s" abhanden

Mitten in Fürstenfeldbruck: "Fond" oder "Fonds"? Egal, so lange gespendet wird.

"Fond" oder "Fonds"? Egal, so lange gespendet wird.

(Foto: Stefan Salger)

Mit der Rechtschreibreform ist ja einiges schwerer geworden für Viel- und Sloganschreiber. Auch die Brucker CSU hätte kürzlich besser mal einen Blick in den Duden werfen sollen

Kolumne von Stefan Salger

Die Rechtschreibreform hat einen ganzen Berufsstand zutiefst verunsichert. Das ist zugegebenermaßen etwas übertrieben - aber Journalisten neigen halt zur Zuspitzung. Richtig ist, dass in den Redaktionsstuben regelmäßig Nachschlagewerke bemüht werden, um grammatikalische und begriffliche Grauzonen auszuleuchten. Nur gut, dass die SZ kein zoologisches Fachmagazin ist. Sonst würden wir uns noch häufiger fragen, ob man nun Delfin oder Delphin schreibt und ob ein Känguru mit der Schwanzspitze oder mit einem "h" endet. Nicht immer ist der Duden für uns das Maß aller Dinge, gibt es doch eine SZ-eigene "Hausschreibung", die nicht alle Serpentinen offizieller Rechtschreibung nachvollzieht. Selbst die eigene Linie ist nicht für alle Ewigkeit gemacht: die Schlussredaktion justiert schon mal nach. Dann wird aus der Photovoltaik eben die Fotovoltaik.

Wünschen würde man sich weitere pragmatische Vereinfachungen. Denn beispielsweise beim Begriff Rhythmus unterschlagen sogar veritable Studienabgänger oft ein "h". Ähnlich schwierig ist es mit Libyen, das sich anders spricht als schreibt. Aber für deutsche Reformen ist der Ländername exterritoriales Gelände und somit tabu. Bei Spaghetti ist es leichter - Herr Duden lässt da einfach zusätzlich die Schreibweise "Spagetti" zu.

Womit wir bei der Küche wären. Versierte Köche wissen einen Fond zu schätzen, der Fleischsaft bleibt beim Braten oder Dünsten zurück. Auch Autobeifahrer kennen den Fond in Form des Rücksitzes. Bankern hingegen ist der Fonds vertraut, beispielsweise als Zusammenstellung verschiedener Aktien. Insofern kann der Duden den Weg hier nicht ebnen und beide Schreibweisen zulassen.

So lässt sich feststellen, dass der Brucker CSU letztens ein eher unverzichtbares "s" abhanden gekommen ist - nicht das Soziale im eigenen Namen - Gott bewahre! Wohl aber ein Buchstabe auf einem Plakat (). Hatte die CSU am Rande ihres Neujahrsempfangs doch dazu aufgerufen, den örtlichen "Umweltfond" zu unterstützen. Da wir bekanntlich in einem Glashaus eigener Tippfehler sitzen, werfen wir jetzt gewiss keinen Stein. Zumal die Spendenaktion zugunsten des Umweltfonds eine wirklich uper ache ist - "s" hin oder her!

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