Süddeutsche Zeitung

Mitten in Fürstenfeldbruck:Blumen für Mutti

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Die Politik weiß doch noch, wie man richtige Entscheidungen trifft: Zum Muttertag dürfen Blumenläden öffen, und dann ist für ein Jahr für die Mütter alles wieder gut

Kolumne von Heike A. Batzer

Muttertag. Der wohl geratene Nachwuchs bereitet das Familienfrühstück vor, deckt den Tisch, macht sich als Haushaltshilfe verdient. Diesen einen Tag lang. Auch ein Lockdown stört da nicht. Sitzen ja eh alle gemeinsam daheim.

Dann, wenn der Tag am Montag wieder vorüber sein wird, wird immer noch Pandemie sein. Und Mütter werden immer noch belasteter sein als andere. Studien haben gezeigt, dass vor allem Frauen mit jüngeren Kindern im Lockdown an Wohlbefinden eingebüßt haben und in diesen Tagen deutlich unzufriedener mit ihrer Lebenssituation sind. Vor allem wenn sie einen Beruf haben und diesen pandemiebedingt im Home-Office wuppen und währenddessen auch noch das schulische Engagement ihrer Kinder überwachen. Und dabei noch den Überblick zu wahren versuchen, wann welche Schule wie geöffnet hat, wann wie wer rein darf oder eben auch nicht, und zu welcher Gruppe dabei das eigene Kind gehört: zu denen, die Präsenzunterricht haben und das Haus verlassen oder zu jenen, die daheim bleiben müssen und dort unter dem Schlagwort Distanzunterricht Schule simulieren. Inzidenzwerte müssen im Blick behalten werden, deren Gültigkeit sich, je nach Ehrgeiz der Ministerpräsidenten, immer wieder ändert. 100 oder 165 für die Schulen, was war das gleich wieder? Es ist ein einziges Kuddelmuddel.

Wie gut ist es da, dass die Politik auch in der Pandemie verlässlich das wirklich Wesentliche im Blick hat. Und deshalb dürfen an diesem Sonntag die Blumenläden für maximal vier Stunden öffnen. Gerade wegen der Belastungen der Pandemie soll für "die traditionelle Wertschätzung der Mütter durch Blumengeschenke" genügend Raum geschaffen werden, heißt es in einer Pressemitteilung des bayerischen Sozialministeriums. Dann also rechtzeitig ab zum Floristen und für Mutti ein Sträußchen organisieren, dann ist die Sache wieder abgegolten. Dann hat sie wieder Kraft geschöpft, und es kann ein Jahr weitergehen mit der aufreibenden Dauerorganisation vom Familienleben und Alltag.

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Quelle:
SZ vom 08.05.2021
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