Mitten in Fürstenfeldbruck:Blatt vor dem Mund

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Mund-Nasen-Tücher für außer Haus. Die Vielfalt selbst genähter Masken ist unübersehbar. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Nähen zu können, ist auch in Corona-Zeiten von Vorteil. So kommt Frau zu einem Mundschutz. Das Stoffteil vor dem Mund zu tragen, ist allerdings eine andere Herausforderung

Kolumne von Heike A. Batzer

Wie gut, dass es Frauen gibt, die nähen können. Also, die meisten Frauen können ja nähen. (Und wieder sind es die Frauen, die mit alltagspraktischen Fähigkeiten der Gesellschaft aushelfen, aber das ist eine andere Geschichte.) Manche Frauen können eher schreiben. Gut, dass sie wenigstens Mütter haben, die das Nähen, bisweilen sogar das Schneidern noch gelernt haben und das vielleicht sogar ziemlich professionell beherrschen. Und so entsteht ein Mund-Nasen-Schutz. Verschiedene Stoffe, einfarbig und bunt, zurechtgeschnitten, Vlies dazwischen eingenäht und Gummi zum Einhängen an den Ohren dran. Das Ding sehe aus wie ein Original, meint anerkennend die Kassierin im Supermarkt.

Einkaufen mit dem Behelfs-Mundschutz. Ein Selbstversuch. Geschuldet der Verunsicherung. Bringt das was? Die Aussagen dazu sind unterschiedlich, die einen sind dafür, die anderen dagegen. Eine Solidaritätsbekundung soll es zumindest sein, zum Schutz der anderen. Für den Selbstschutz vor Ansteckung sollen die selbst gemachten Stoffmasken demnach nichts bringen, dennoch kann es in Zeiten der Tröpfcheninfektion nicht schaden, sich ein bisschen zu verhüllen.

Das Tragegefühl freilich ist komisch, ungewohnt. Anders, als im Winter einen dicken Schal übers halbe Gesicht zu ziehen. Eher wie ein Blatt vor dem Mund. Ein bisschen beklemmend, vermummt. Und ganz schön warm hinter der Maske ist es auch. Immerhin: Die Stimme dringt durch. Wahrscheinlich steigt mit der Frequenz der Benutzung auch die Gewohnheit, vielleicht aber auch mit steigenden Temperaturen das Unwohlsein.

Vermutlich aber tut es gut, wenn es auch andere tun. In manchen Regionen dieser Welt ist das Tragen von Schutzmasken nicht unüblich, im Nachbarland Österreich nun für den Besuch von Supermärkten verpflichtend. Auch hierzulande wird darüber diskutiert. Im Supermarkt fallen derweil ein paar wenige Gleichgesinnte auf. Allesamt Frauen. Wahrscheinlich haben sie den Mundschutz selbst genäht. Und probieren ihn schon mal aus.

© SZ vom 03.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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