Süddeutsche Zeitung

Mitten in Fürstenfeldbruck:An der Hundewiese 1

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Die Namensfindung für die Straße, die zum neuen Sitz der Stadtwerke führt, gestaltet sich schwierig. Dabei böte sich ein Flurname an

Kolumne von Peter Bierl

Der Brucker Stadtrat hatte bislang kein glückliches Händchen mit Straßennamen. Viele Jahre stritt das Gremium, ob man Nazis und Antisemiten als Straßenpatrone ehren darf. Eine dank BBV solide Mehrheit hat die Frage inzwischen bejaht, die Auseinandersetzung wird demnächst aber mit Leidenschaft fortgesetzt: Die Stadträte werden sich über den Inhalt jener Informationstafeln zu den Straßenschildern fetzen, die als fauler Kompromiss beschlossen wurden. Umso erstaunlicher ist, dass der Kultur- und Werkausschuss einen Namensvorschlag des geschassten Stadtwerke-Chefs auf Anhieb, nach kurzer Debatte und sogar einstimmig zurückgewiesen hat. Enno Steffens wollte die Stichstraße zum neuen Firmensitz im Brucker Westen "Zur Energiewende" taufen.

Der Name klingt hübsch, ambitioniert und der Zukunft zugewandt, fand aber keine Gnade. Das sei doch kein Straßenname, befanden die Kulturreferentin Birgitta Klemenz (CSU) und der altgediente Stadtrat Ulrich Schmetz (SPD). Dabei gibt es Präzedenzfälle. In Gräfelfing trägt eine Straße den stolzen Namen "Bessere Zukunft". Lediglich Florian Weber (Die Partei) fand den Vorschlag "gar nicht so bescheuert", plädierte allerdings für ein Zwei-Stufen-Konzept. Zunächst sollte man die Straße mit einem Wendehammer ausstatten und "Alexa-Zierl-Straße" taufen, nach seiner Fraktionskollegin, einer umtriebigen Umweltaktivistin. Ihr Name könne allen als Mahnung und Ansporn dienen, denn die Energiewende im Landkreis, die Politiker für 2030 versprochen haben, liegt in weiter Ferne. Sobald die vollmundige Ankündigung der Wahrheit entspricht, sollte man die Straße in "Zur Energiewende" umtaufen. BBV-Fraktionssprecher Klaus Quinten merkte maliziös an, dass es sich um eine Stichstraße handelt und empfahl eine "Alexa-Zierl-Sackgasse".

Der Einwand, der Abzweig von der Cerveteristraße könne einfach nach dieser benannt werden, verfing nicht recht in der Runde, weil weiter hinten noch Wohnhäuser angeschlossen werden sollen. Christian Stangl (Grüne) schlug vor, Hermann Scheer mit einem Straßennamen zu ehren. Der hatte als Außenseiter in der SPD schon in den 1970er-Jahren gegen Atomkraft und für eine Energiewende gekämpft - gegen Betonköpfe wie den hochverehrten Helmut Schmidt. Ein solcher Namensgeber könnte mit und ohne Zusatztafel im Brucker Stadtrat neue Verwerfungen bewirken. Besser wäre, man greift auf Flurnamen oder ähnliches zurück. Die Brucker Stadtwerke würden dann "An der Hundewiese 1" residieren.

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Quelle:
SZ vom 26.11.2018
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