Mitten in Fürstenfeldbruck:Adieu, geliebter Salon Aran

Wenn von 50 Friseursalons zwei schließen, ist das für die Konkurrenzbetriebe ein Grund zur Freude. Für einen ganz speziellen Stammgast aber kommt es einem Desaster gleich

Von stefan salger

Wer mal in Havanna, Kampala, Djibuti, Manila oder Buenos Aires vorbeikommt, sollte unbedingt zum Friseur gehen. Es gibt wunderbare alte Salons und sehr aufmerksames Personal. Gleiches gilt natürlich für diesen Wellblechverschlag in einem Dorf irgendwo in Botswana. Immer ein Erlebnis, vor allem wenn man es mit dem eigenen Antlitz nicht so eng sieht und mit den ortsüblichen Trendfrisuren kein Problem hat. Am schönsten war es unserem subjektiven Empfinden nach aber beim Barbier in Istanbul: Haare schneiden, Augenbrauen schneiden, Ohrenhärchen wegbrennen, gleich noch mit der säbelgroßen Rasierklinge nass rasieren. Seitdem sind wir ein großer Fan türkischer Friseure. Als in Fürstenfeldbruck vor nicht mal einem Jahr der Salon Aran an der Münchner Straße, nahe der Amperbrücke, eröffnete, da hatte er schnell seinen ersten Stammgast. Wenn dieser Stammgast alle vier Wochen in einer Arbeitspause vorbeischaute, war er meistens der einzige Kunde in den ziemlich großen, in lila gehaltenen Räumen. Er kam immer gleich dran und trat nach zwölf Minuten wieder frisch und akkurat geschoren auf die Straße. Das Beste: Die wechselnden Mitarbeiter hielten Brimborium und Smalltalk auf wohltuend niedrigem Niveau ("Chef, magst wie immer?"). Letztens hatte der mundfaule Stammgast wieder die Klinke in der Hand, als ihm hinter der Glastür die Leere entgegengähnte. Kein Friseurstuhl, kein Friseur, nichts. Da wird klar, dass es wohl doch zu wenige Fans türkischer Barbiere in Fürstenfeldbruck gibt. Traumatisiert schleppten wir uns die Ludwigstraße entlang. Und wurden dort, wo früher ebenfalls ein (deutscher) Friseursalon ohne Terminbarriere ansässig war, erneut mit gähnender Leere hinter Glasscheiben konfrontiert.

Wirklich verwunderlich ist diese Entwicklung freilich nicht, gab es doch in der Kreisstadt bislang mehr Friseure als Brillengeschäfte: fast 50. Regelrechte Friseurmeilen sind neben der Hauptstraße die Pucher und die Landsberger Straße, wo es jeweils vier Salons gibt. Dort - auf einem überschaubaren Markt mit manchmal allzu preisbewussten Kunden - wird sich der Kummer über zwei Mitbewerber weniger wahrscheinlich in Grenzen halten.

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