Süddeutsche Zeitung

Mitten in Eichenau:Gesticktes Ortsbekenntnis

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Der Bürgermeister beschenkt jeden Neugeborenen mit einem Kuscheltuchtier in Gestalt eines Hasens

Von Erich C. Setzwein

Die Eichenau ist ein vergleichsweise kleiner Flecken innerhalb der Gemeinde an Starzelbach und S-Bahnlinie. Auch wenn inzwischen hässliche Thujen-Reihen und kugelig geschnittener Buchs die vor Jahrzehnten gepflanzten und seither mehr und mehr umgesägten Birken, Buchen und Eichen ersetzen, so bleibt die Eichen-Aue doch namensgebend. Das Holz der Eichen war zwischenzeitlich aus dem Bewusstsein der Menschen, auch der Eichenauer, gekommen, weil in den Wohnzimmern die hellen Kieferbretter der Schwedenmöbel die rustikalen und dunklen Furniere verdrängt hatten. Doch mittlerweile ist die Eiche, ob massiv oder furniert, wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen, und auch die Innenarchitektin des Gröbenzeller Medienunternehmers und Gastronoms Thomas Breitenfellner hat diesen Werkstoff für das Mobiliar im neuen Café Flori an der Emmeringer Straße in Eichenau ausgewählt.

Beständigkeit, Verlässlichkeit und Stärke sind die Eigenschaften des Eichenholzes, und man könnte nun im Falle des Gastronomen kühn behaupten, dass dies auch für ihn zutreffen dürfte. Auf jeden Fall hofft Breitenfellner, länger in Eichenau zu bleiben, denn die Investitionen sind enorm. Da er aber zwar Neugastronom in seinem Café neben dem Rathaus ist, aber nicht Neubürger wird, bekommt er vielleicht einen Händedruck des Bürgermeisters, aber sicher nicht jenes Geschenk, das Hubert Jung seit Anfang des Jahres jedem Neugeborenen in Eichenau macht: einen Schnuffelhasen. So nennt man ihn zumindest.

Ellen Tessmann achtet im Bürgermeisterbüro darauf, dass das lätzchengroße, kuschelig weiche Tuch mit dem lustigen Hasenkopf stets richtig an die Eltern verschickt wird. Und sollte das Kuscheltuchtier so lange halten, bis die erste Klasse in der Starzelbach- oder der Josef-Dering-Schule geschafft ist, dann wird das Eichenauer Kind auch lesen können, was auf dem Bürgermeistergeschenk steht: "Ich bin ein Eichenauer" für Buben und "Ich bin eine Eichenauerin" für Mädchen. Auf die Farbauswahl hellblau und rosa hat der Bürgermeister zugunsten eines neutralen Gelbtons verzichtet. In passender Farbe ist das Ortsbekenntnis gestickt: eichenblattgrün.

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Quelle:
SZ vom 26.03.2016
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