Mitten in der S-Bahn:In zehn Jahren von jetzt

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Wahlkampf und Wiesn - da kann einem ganz schön schwindlig werden

Kolumne von Erich C. Setzwein

Und hier die Nachrichten: Bayerns Mobilitätsminister Martin Runge (Grüne) hat am Ende seiner zweiten und letzten Amtszeit Versäumnisse beim öffentlichen Personennahverkehr eingeräumt. Ihm sei es trotz intensiver Gespräche mit den Vertretern der Bahn und des Bundes und langer eigener Monologe nicht gelungen, den viergleisigen Ausbau der S-Bahnlinie 4 voranzubringen. Runge machte auch den Koalitionspartner CSU dafür verantwortlich. Deren Finanzminister Markus Söder habe es früher weder in dessen kurzer Zeit als Ministerpräsident noch jetzt auf seinem Posten geschafft, die Vorfinanzierungserklärung und die Durchfinanzierungsgarantie abzugeben. Stattdessen ließe dessen Ministerium auf der Baustelle der zweiten Stammstrecke immer noch nach Gold suchen. Außerdem, so Runge, fehlten immer noch die Pläne für den dreigleisigen Ausbau, die der seit fünf Jahren amtierende Sonderbeauftragte für mobiles Leben in Bayern, der frühere Erste Vizepräsident des Landtags, Reinhold Bocklet, am Ende seiner Zeit als Stimmkreisabgeordneter angeblich verlegt hatte. Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Benjamin Miskowitsch, nicht mehr bei der JU, aber immer noch bei der CSU, sagte in einer Erwiderung, Verkehrsminister Runge habe zu viel Zeit damit verbracht, die "Air Söder" zu verhindern. Wie vor zehn Jahren schon einmal berichtet, wollte der damalige CSU-Spitzenkandidat Flugtaxis in den Metropolen etablieren. Runge habe aber darauf gedrungen, dass in der TU München das Dematerialisieren und Rematerialisieren, früher "beamen" genannt, vorrangig als neue Form der nahverkehrlichen Fortbewegung untersucht werde. Dass es dabei zu Pannen gekommen sei, dafür sei auch der Minister aus Gröbenzell verantwortlich. Als Beispiel nannte Miskowitsch den Premierenversuch während der Wiesn, als Ministerpräsidentin Katharina Schulze ...

(Gemurmel im Hintergrund, Menschen in Lederhosen und Dirndl hängen dösend in blauen Sitzen der S-Bahn und eine Lautsprecherstimme beendet einen irren Traum: "Wegen hohen Reisendenaufkommens kommt es auf der Stammstrecke und allen Außenästen immer noch zu zehn Minuten Verspätung. Nächster Halt ist Fürstenfeldbruck.")

© SZ vom 02.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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