Süddeutsche Zeitung

Mitten in der Region:Bye, Bye, Mr. Biber!

Auch die Trump-Satire hinter dem Viehmarktplatz in Fürstenfeldbruck ist jetzt abgehängt

Glosse von Florian J. Haamann

Für Donald Trump, ehemals Präsident der Vereinigten Staaten, sind es Tage und Wochen des Abschieds. Erst von seinem Lieblingsmedium, den sozialen Netzwerken, die ihn nach und nach gesperrt haben, jetzt auch endgültig vom Weißen Haus und der Macht. Und vielleicht, so munkelt man zumindest in der Gerüchteküche, verabschiedet sich bald auch Melania von ihm. Als wäre das alles nicht schon genug, wird er nun auch noch aus Fürstenfeldbruck verbannt. Seit seiner Amtseinführung vor vier Jahren hängt auf einem Grundstück in der Brucker Ludwigstraße hinter dem Viehmarktplatz ein großes Trump-Konterfei, gut sichtbar für Passanten. Doch es ist kein verirrter Trump-Anhänger, der damit seine Sympathien für den ehemaligen Macht- und vor allem Rechthaber ausdrücken will - im Gegenteil, der 2017 verstorbene Künstler Veit-Peter Walther machte mit einem seiner letzten Werke deutlich, dass er nicht viel für Trump übrig hatte. In den Mund des ehemaligen Präsidenten hat er große Biberzähne montiert, umgeben ist das durchgestrichene Porträt von zahlreichen angespitzten Holzstäbchen, die Walther an der Amper gesammelt hat und die von Brucker Bibern so bearbeitet worden sind.

Nun, da der Donald zum zahnlosen Tiger oder in diesem Fall eben Biber geworden ist, hat sich die Familie des Künstlers entschieden, das Porträt abzuhängen und Platz für ein neues Werk zu schaffen. "Ein guter Tag, Schluss mit Trump! Hier entsteht Platz für etwas Neues, Positives", so Bente Walther, die Witwe des verstorbenen Künstlers. Was genau da künftig an prominenter Stelle zu sehen sein wird, sei allerdings noch nicht entschieden. Bis dahin heißt es, sich noch einmal des visionären Potenzials des 2016 geschaffenen Porträts zu erfreuen. Denn sicher nicht zufällig erinnern die angespitzten Holzstäbchen an ein Gefängnisgitter. Damit könnte Walther vorweg genommen haben, was Trump in den kommenden Monaten erwarten könnte, immerhin laufen noch mehrere Ermittlungsverfahren gegen ihn. Politisches Asyl in Fürstenfeldbruck jedenfalls darf er nun nicht mehr erwarten.

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SZ vom 23.01.2021
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