Mitten im Landkreis:Raketen als Hoffnungsträger

Bruck: Sylvester-Böller-Verkauf im AEZ

Dass Feuerwerksraketen Schneefall auslösen mögen, mag der Wunsch eingefleischter Wintersportler sein.

(Foto: Johannes Simon)

Die Knaller an Silvester könnten mit einer kleinen Beigabe doch noch den Wunsch nach Schnee erfüllen

Von Stefan Salger

Nichts ist unmöglich. Ein Autohersteller aus Fernost nimmt diesen Spruch für die Werbung in Beschlag, mag er auch besser zu Russland passen. Nun steht der Landkreis kurz davor, durch eine Adaptierung des Slogans Geschichte zu schreiben. Wir erinnern uns: Die Russen waren es, die Ende 1957 den ersten Hund in eine Erdumlaufbahn schossen und damit das unmöglich Geglaubte möglich machten. Hätte sich konstruktionsbedingt nicht der Einbau von Panoramafenstern in die Sputnik-2-Kapsel verboten, hätte Laika auf ihrem Himmelfahrtskommando den Blick schweifen lassen können über eine Winterlandschaft. Als winziger Punkt wäre auch das schneebedeckte Fürstenfeldbruck zu sehen gewesen. Die Russen ermöglichten später auch Eingriffe ins Wetter, die bis dahin Petrus vorbehalten waren. Aus Flugzeugen wurden Wolken mit Silberiodid "geimpft" und damit das Abregnen ausgelöst. Frühzeitige Eingriffe sicherten den ungetrübten Verlauf am "Tag des Sieges", der jedes Jahr am 9. Mai mit einer Parade in Moskau gefeiert wird. Die Chinesen verfeinerten die Technik: Bei den Olympischen Spielen in Peking 2008 wurde Silberiodid per Rakete in Wolken geschossen, um eine verregnete Eröffnungsfeier zu vermeiden.

Weil die Bundeswehr-Sportflieger vor gut einer Woche letztmals von Fursty abhoben und auf Nimmerwiedersehen verschwanden, müssen für den nun anstehenden Job andere Trägersysteme her. Am 31. Dezember ist die Zeit reif für die Renaissance der Raketentechnik. Diesmal geht's nicht um den ungetrübten Blick zum Himmel und nicht um die Bewässerung verdorrter Felder. Diesmal geht's um mehr: Darum, die Welt zwischen Grafrath und Egenhofen, zwischen Althegnenberg und Olching, wieder in den Urzustand zu versetzen, den Laika einst erblickt hätte (wenn Sputnik 2 ein Guckloch gehabt hätte). Am Donnerstagabend werden Scharen hinaufpilgern zum Malerwinkel bei Zankenhausen, auf den Hügel bei Günzlhofen und auf die grüne Wiese rund um die Bergstation des Landsberieder Skilifts. Sie wollen dem Himmel nahekommen, um den Raketen aus meist chinesischer Produktion die Arbeit zu erleichtern. Mitführen werden sie die eine oder andere mit Silberiodid gefüllte Schatulle. Und ein tiefes Vertrauen darauf, dass lang gehegte Wünsche doch in Erfüllung gehen. Und dass sich bald schon, wenn sich all der Rauch verzogen hat, eine dichte Schneedecke über den Landkreis legt. Und dass Toyota am Ende also recht behält.

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