Landkreis Fürstenfeldbruck:Das Ende einer Hecke

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Vorher, nachher: Die Hecke an einem Feldweg vor einem Grundstück in Mittelstetten, wie sie noch Ende August stand. (Foto: Leonhard Simon)

Eine Buschreihe in Mittelstetten ragt in einen Feldweg. Die Landwirte, die dort entlang fahren, beschweren sich - mit Erfolg. Die Gemeinde lässt das Grün einfach entfernen.

Von Manfred Amann, Mittelstetten

Wenn Detlef Haesner vom Wohnzimmer seines Hauses in der Fasanenstraße in Mittelstetten aus über den Garten hinweg nach Süden blickt, befällt ihn seit Tagen immer wieder Trauer und Verärgerung über einen seiner Ansicht nach "völlig überzogenen Raubbau an der Natur". Auch wenn er nun einen viel weiteren Blick in die unbebaute hügelige Kulturlandschaft hat als vorher, kann ihn dies nicht über den Verlust der gewohnten Hecke hinwegtrösten. Diese war über Jahre herangewachsen und ist unlängst auf Anordnung der Gemeinde von Mitarbeitern des Bauhofs beseitigt worden.

Nachdem der Gemeinderat beschlossen hatte, die auf Gemeindegrund befindliche Hecke zu entfernen, weil das Gebüsch von Jahr zu Jahr mächtiger wird und Landwirten die Fahrt auf dem Feldweg daneben zunehmend erschwert, hatte Haesner zwar angeboten, "wie ohnehin jedes Jahr", die Sträucher selbst und zukünftig noch stärker als bislang zurückzuschneiden, doch die Zusage reichte offensichtlich nicht.

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Kommentar von Manfred Amann

Wie Bürgermeister Franz Ostermeier (WUG) im Gespräch mit der SZ erklärt, ist es Aufgabe der Gemeinde, dafür zu sorgen, dass der Feldweg ungehindert auch mit schweren Maschinen befahren werden kann. Landwirte hätten mehrmals bemängelt, dass hereinhängende Äste an Maschinen entlang gestreift hätten und sogar Spiegel an Traktoren eingeklappt und beschädigt worden seien. Letzteres gelte zwar in erster Linie für vier Obstbäume, die vor Jahren am Feldweg auf Gemeindegrund gepflanzt worden seien, nun aber auch weg müssten. Eine Ausnahmeregelung in Form einer Duldung der Hecke vor Haesners Garten - "übrigens die einzige entlang des Feldwegs"- hätte laut Ostermeier zudem zu einem Bezugsfall werden können. Auch der Besitzer der Ackerflächen neben dem Feldweg habe darauf gepocht, den Weg auch für die Zukunft befahrbar zu halten.

Haesner hatte zwar Einspruch gegen den seiner Meinung nach "unverantwortlichen und unnötigen Eingriff in die Natur" erhoben, weil das dichte Buschwerk Vögeln und Kleintieren als Aufenthalts- und Nahrungsquelle und sogar als Brutplatz diene. Doch als er kürzlich vom Urlaub zurückkam, war die Hecke "bis aufs Wurzelwerk verschwunden". "Mein Einsatz für den Erhalt der ohne mein Zutun gewachsenen Hecke aus verschiedenen Sträuchern außerhalb der Gartenmauer ist leider erfolglos geblieben", bedauert der Mittsechziger. Und sein Ärger klingt vorwurfsvoll und verbittert, wenn er von Ignoranz und Borniertheit auf Seiten der für die Gemeinde Verantwortlichen spricht, die "wieder mal Oberhand behalten" habe. In anderen Kommunen würden Bäume und Buschwerk zum Erhalt der Umwelt gepflanzt, in Mittelstetten indes würden Naturinseln zerstört, zurückgeblieben sei eine Leere, so Haesner.

Geblieben sei ihm lediglich ein Strauch in seinem Garten, der für dem Hausbesitzer nun den "Grundstock" für eine neue Hecke bildet. Er werde seinen Garten nun etwas umgestalten und innerhalb des Zaunes auf eigenem Grund das Gebüsch quasi erneuern, verrät er. Das quirlige Treiben und das gewohnte Singen der Vögel in seinem Garten werde er jedoch noch lange vermissen müssen, und bis er den Windschutz wieder verspüre, den die verlorene Hecke über Jahrzehnte geboten habe, werde er auch noch Jahre warten müssen, sagt Haesner enttäuscht, aber hoffnungsvoll darauf, dass die Vögel die neue Hecke bald für sich entdecken.

© SZ vom 11.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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