Mittelstetten:Ein Dorf begehrt auf

In Mittelstetten gründet sich eine "Bürgerinitiative für den Erhalt unseres Lebensraumes und unserer Heimat". Auslöser ist ein geplantes Gewerbegebiet in freier Landschaft, das die Initiatoren verhindern wollen

Von Manfred Amann, Mittelstetten

Die Bürger von Mittelstetten sollen zukünftig bei wesentlichen ortspolitischen Entscheidungen mitreden können. Dies ist das Hauptziel der "Bürgerinitiative für den Erhalt unseres Lebensraumes und unserer Heimat", die nun von Werner Fischer, Caro Gebauer, Uli Waldbach, Jörg Kühne, Altbürgermeister Ernst Presser sowie von den SPD-Gemeinderäten Alois Bögl und Evelyn Dürmeier ins Leben gerufen wurde und schon einen ersten Teilerfolg vorweisen kann. Am Sonntag, 22. Juli, sind die Bürger aufgerufen, darüber zu entscheiden, ob sie im Süden des Ortes auf beiden Seiten der Dorfstraße nach Längenmoos in der freien Landschaft auf einer Fläche von insgesamt etwa 2,8 Hektar ein Gewerbegebiet haben wollen.

Die BI will das Gewerbegebiet verhindern, "aber nicht mit allen Mitteln", wie Sprecher Fischer nun auf einer "informativen Impulsveranstaltung" erläuterte. Die Bürger sollten demokratisch entscheiden können. Man wolle im Vorfeld des Bürgerentscheids erreichen, dass alle Informationen über die Planung und was mit dem Gewerbegebiet zusammenhängt, offengelegt wird, "damit sich die Bürger ihre Meinung bilden können".

Das Gewerbegebiet war denn auch das Hauptthema im Gasthof zur Post, dessen Saal mit etwa 200 Interessierten gut gefüllt war. Eine Vielzahl von Bürgern wisse gar nicht, dass dem Dorf in freier Landschaft ein Gewerbegebiet vor die Nase gesetzt werden soll und dass wegen der "baurechtlichen Anbindepflicht" am Südrand des Dorfes auf der anderen Seite der Hauptstraße zusätzlich ein Baugebiet entstehen soll, erklärte Fischer zu den Beweggründen, eine Bürgerbewegung in Gang zu setzen. Bei solchen Vorhaben mit massiven Eingriffen in die Landschaft mit gewaltigen Auswirkungen auf das Orts- und Landschaftsbild sowie auf die Infrastruktur müsse der Bürger eingebunden werden, forderte der Bauingenieur.

Mittelstetten: Dieser idyllische Ausblick südlich von Mittelstetten wird verschwinden, wenn dort ein 2,8 Hektar großes Gewerbegebiet gebaut wird - dagegen hat sich nun jedoch eine Bürgerinitiative gegründet.

Dieser idyllische Ausblick südlich von Mittelstetten wird verschwinden, wenn dort ein 2,8 Hektar großes Gewerbegebiet gebaut wird - dagegen hat sich nun jedoch eine Bürgerinitiative gegründet.

(Foto: Voxbrunner Carmen)

"Über tiefgreifende Veränderungen im Dorf entscheiden bislang nur einige Wenige - und die sind sich nicht einmal einig", befand dazu Gemeinderätin Dürmeier. Die Bürger sollen laut Fischer aber "grundsätzlich besser in die Ortspolitik eingebunden werden" und das setze "optimale Informationen" voraus. Da Infos von der Gemeinde oft nur bruchstückhaft zu erhalten seien, was zu Gerüchten führe, verstehe sich die BI als Informationsbeschaffer aber auch als Sammler von Wünschen und Anregungen für die Ortspolitiker. Aktuell fordert die BI Aufklärung darüber, wieso es bei der Sanierung mit Anbau an das Rathaus zu einer Kostensteigerung von angeblich 560000 auf 920000 Euro kam. Die Zahlen würden genannt, die Steigerung betrage wohl 70 Prozent, aber niemand wisse Genaueres, sagte Fischer auf Anfrage eines Bürgers.

Ferner will die BI prüfen lassen, ob wirklich alle Kosten für die anstehende Erweiterung der Kläranlage auf die bereits angeschlossenen Grundbesitzer umgelegt werden können, wie von der Gemeindeverwaltung angeführt wird. Informationen sammeln und für die Einwohner aufbereiten will die BI auch für einen optimalen Geh- und Radweg bis zur Bundesstraße 2 und nach Hattenhofen, der bislang entlang der Kreisstraße geführt werden soll. Oberstes Ziel und "Dauerziel" der BI ist es, dass die Einwohner bei der Ortsentwicklung ein gewichtiges Wort mitreden können. Dürmeier und Waldbach werden dazu in Kürze zur Mitarbeit in einem Arbeitskreis einladen. "Wir wollen eine Art Leitbild entwickeln, in dem festgelegt ist, wie es mit Mittelstetten weitergehen soll", erläuterte die Sozialdemokratin.

Mittelstetten: Kämpfen für mehr Mitspracherecht in Mittelstetten: Ernst Presser (von links), Jörg Kühne, Uli Waldbach, Werner Fischer und Evelyn Dürmeier.

Kämpfen für mehr Mitspracherecht in Mittelstetten: Ernst Presser (von links), Jörg Kühne, Uli Waldbach, Werner Fischer und Evelyn Dürmeier.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Dabei gehe es um Wohnen, Gewerbe, Infrastruktur, Orts- und Landschaftsbild, Einkaufsmöglichkeiten und Verkehr ebenso wie um die Bewahrung des ländlichen Charakters. "Wir wollen sicherstellen, dass ohne die BI, also ohne Einbindung der Bürgerschaft, im Ort nichts mehr passiert", sagte Fischer.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: