Mittelstetten:Die Pferdeschuhmacherin

Katharina Rampf ist Stabsunteroffizier und die erste Hufschmiedin der Bundeswehr. Im Dienst passt sie Mulis und Haflingern Hufeisen an, und auch privat hat sie mit Metallbearbeitung zu tun. Sie baut sich nebenbei einen Betrieb auf, in dem sie Kunsthandwerk herstellt

Von Erich C. Setzwein, Mittelstetten

Die junge Frau trägt Schwarz. Schwarzes Polo, schwarze Cargohosen und schwere Stiefel. Auch schwarz. Die Farbe ist praktisch, besonders wenn Katharina Rampf in der Schmiede arbeitet. Sie biegt das heiße Eisen, sie klopft auf das Hufeisen so lange ein, bis es die Form hat, die genau auf den Huf passt. Schwarz sind auch der Staub der Holzkohle im der Schmiedeesse und der Zunder vom Eisen. Das färbt ab, sprich: Die Hände werden schmutzig, die Kleidung auch. Wenn Rampf nach der "Arbeit" noch Lust hat, dann schmiedet sie weiter: Entweder bringt sie Hufeisen in Herzform oder sie schweißt sie zu einem kleinen Weinregal zusammen. Nach der Arbeit heißt: Im Mittelstettener Ortsteil Vogach in einer Werkstatt zu stehen oder die Pferde auf dem Stesslhof zu versorgen. Da ist sie die Katha. In der Arbeit heißt: Frau Stabsunteroffizier Rampf darf Mulis und Haflinger beschlagen im Einsatz- und Ausbildungszentrum für Tragtierwesen 230 in Bad Reichenhall. Die 31-Jährige ist die erste Hufschmiedin der Bundeswehr.

Hufeisen gelten als Symbole für Glück im Leben. Wer eines am Wegrand findet, sollte es aufheben und ihm daheim einen schönen Platz geben. Und noch so ein Spruch, den auch Katharina Rampf aus eigener Erfahrung gut kennt: Auf dem Rücken der Pferde liegt das Glück der Erde. Katharina Rampf jedenfalls haben Hufeisen und Pferde schon einiges an Glück, aber auch ein wenig Unglück gebracht. Gelernt hat die junge Frau aus dem Landkreis Aichach-Friedberg drei Jahre lang den Beruf der Pferdewirtin. Als sie ansetzte, den Pferdewirtschaftsmeister zu machen, hatte sie einen Reitunfall, musste die Qualifizierung abbrechen. Technisch begabt, überlegte sie, bei der Bundeswehr eine Ausbildung zur Kfz-Mechanikerin zu machen. Doch am Standort Füssen wurde ihr beschieden, dass die Bundeswehr Fahrzeuge in der freien Wirtschaft reparieren lässt.

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Die 31-jährige Katharina Rampf fertigt das Logo des Stesslhofes in Vogach, wo sie daheim ist.

(Foto: Günther Reger)

In ihrer insgesamt achtjährigen Dienstzeit, die 2023 endet, sollte sie aber dann doch den Beruf finden, für den sie eine Leidenschaft entwickelt hat und mit dem sie schon ein Start-up aufgebaut hat. Sie machte zunächst ein Praktikum in der Tragtierkompanie in Bad Reichenhall und dann die Weiterbildung zum Hufschmied. Sie besuchte die Hufbeschlagschule in Leipzig und verpasst nun in Bad Reichenhall den Tragtieren der Truppe die passenden Hufeisen. Kürzlich ist sie in den Reitzug aufgenommen worden.

Während Mulis, eine Kreuzung aus Esel und Pferd, in erster Linie Ausrüstung und Waffen schleppen, werden die Haflinger auch geritten. Wenn das Gelände zu schwer wird, kommen die Gebirgsjäger auf den robusten Pferden besser voran. Weil auf einem Marsch schon mal ein Eisen vom Huf fällt, hat Katharina Rampf ihre wichtigsten Werkzeuge im Rucksack und kann das Eisen wieder ansetzen. Ginge es länger ins Gelände, hätte sie eine Feldschmiede zu Verfügung, um Eisen auch schmieden zu können.

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Katharina Rampf ist die erste Hufschmiedin der Bundeswehr.

(Foto: Günther Reger)

Daheim auf dem Stesslhof, wo sie mit ihrer Frau lebt, muss sie kaum Pferde beschlagen. Die meisten Pferde, sagt sie, würden keine Eisen tragen. Die Mini-Shettys klappern also nicht laut über die Wege. Die Eisen, die Katha Rampf in Vogach produziert, sind eher als Geschenke gedacht. "Glück schenken!" heißt das Motto ihrer Firma Hufeisenkunst Katha. Waren es zunächst Freunde, denen sie ihre dekorativen Stücke mitbrachte, so hat sich daraus ein kleiner Betrieb entwickelt, den sie neben ihrer Tätigkeit bei der Bundeswehr aufbauen darf.

Laut ihrem Werbeprospekt hat sie eine Mission: "Dein Pferd in deinem Garten!" Heißt nichts anderes, als dass Pferdebesitzer getragene Hufeisen vorbeibringen, damit Katharina Rampf daraus etwas macht. Sollen es größere Objekte wie eine Kugel sein, benötigt sie entsprechend mehr Material, sind nur ineinander verschlungene Eisen in Herzform gewünscht, reichen eben zwei Hufeisen. Sie schmiedet und schweißt auch patente Flaschen und Glashalter, die bei Gartenpartys im Rasen stehen können, und eines ihrer neuesten Werke ist ein universelles Deko-Element, das zu Ostern mit Eiern und zur Adventszeit mit Glaskugeln geschmückt werden kann. Pferdefreunde erfreue das, sagt sie.

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Die Hufschmiedin bietet Pferdebesitzern und -liebhabern Kunsthandwerkliches aus getragenen oder neuen Hufeisen an, wie etwa ein Weinregal.

(Foto: Günther Reger)

Seit drei Jahren fertigt Katharina Rampf nun schon Kunsthandwerkliches. Sie biegt Hufnägel in Herzform, macht Schlüsselanhänger und arbeitet mit alten, getragenen sowie mit neuen Hufeisen. Das Hoflogo des Stesslhofs, einen Isländer im Gangbild Tölt, hat sie aus bunten Draht um ein kleines Hufeisen gewickelt und bildet es für Instagram ab, wo sie gerade ist. Ihr Weg in die Selbständigkeit sei nicht schwierig gewesen, sagt die 31-Jährige. Es sei ein längerer "Papierweg" gewesen von ihrem Arbeitgeber Bundeswehr bis hin zum Finanzamt. Verdienen darf sie momentan nebenher 450 Euro pro Monat. Also kein Hobby mehr, aber auch noch kein Beruf. Auf der diesjährigen Messer der Jungunternehmer im Landratsamt Fürstenfeldbruck hat sie ihre Hufschmiedkunst gezeigt; ein Anfang, mit der Firma bekannter zu werden. Pläne, was sie nach dem Ausscheiden aus der Bundeswehr machen möchte, hat sie schon. Eine Kunstschmiedelehre würde sie gerne machen und vielleicht auch - mit etwas Glück - noch ihren Pferdewirtschaftsmeister.

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