Die Puchheimer Beiräte für Senioren und Behinderte sowie das Verkehrsforum Fürstenfeldbruck beharren bei einem Ausbau der S-Bahnlinie 4 auf Außenbahnsteige für den Bahnhof Puchheim. Diese Meinung haben Ingrid Kroppen und Karl-Heinz Türkner zusammen mit Thomas Brückner vom Verkehrsforum bei einem Pressegespräch nach dem Besuch von Politikern und Vertretern von Behörden und Bahn bekräftigt. "Es waren sehr erfreuliche und sehr konstruktive Gespräche", sagte Brückner am Dienstag.
Hintergrund des Treffens von Landtagsabgeordneten am Bahnhof Puchheim sind zwei Petitionen. Eine stammt vom Verkehrsforum und weiteren Verbänden, die andere von der Puchheimer Inklusionsbeauftragten Gudrun Horn und ist von 3300 Puchheimerinnen und Puchheimern unterzeichnet worden. Zweck der Petitionen an den Landtag ist, beim Ausbau der S 4 in Puchheim nicht einen Mittelbahnsteig für die S-Bahnfahrgäste zu errichten, sondern das Ein- und Aussteigen über Außenbahnsteige zu ermöglichen. Das Hauptargument der Bahn und des bayerischen Verkehrsministeriums, mit einem Mittelbahnsteig seien Störungen im Zugverkehr leichter zu bewältigen, halten sowohl Brückner als auch die Vertreter der Beiräte für falsch.
"Es wird Zeit, für die Menschen zu planen", sagte Ingrid Kroppen, die sich seit vielen Jahren, unter anderem als Stadträtin, mit dem S-4-Ausbau befasst. Sie denkt dabei an alle, die einen barrierefreien Zugang zu den Bahnsteigen und den öffentlichen Verkehrsmitteln benötigen. Es seien eben nicht ausschließlich Menschen mit Behinderung gemeint, sondern alle, die in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt sind. Dazu zählt sie auch Mütter mit Kinderwagen.
Der Weg vom und zum Außenbahnsteig sei "technikfrei machbar", sagte Thomas Brückner. In Puchheim habe man das den Politikern und Bahnvertretern deutlich gemacht. Er nimmt auch an, "dass die Landtagsabgeordneten begriffen haben, worum es geht". Nun sei der Verkehrsausschuss des Landtags am Zug, müsse darüber entscheiden, und das Verkehrsministerium müsse schließlich den Auftrag an die Bahn vergeben. Bislang aber stützte sich die Meinung im Ministerium auf die technische Auskunft der Bahn. Brückner: "Die Benutzerfreundlichkeit im Normalbetrieb muss höher bewertet werden als betriebstechnische Vorteile im Störungsausnahmefall."
Brückner ist es als Architekt wichtig, dass der Bahnhof Puchheim auch eine städtebauliche Funktion erfüllt. Er könne und müsse mitten in der Stadt attraktiver gestaltet werden, in ihm könne eine Servicestation, ein Kiosk oder ein Café entstehen. Ein Ort, an dem man gern ist, ein Entree für die Stadt. Er stellt sich vor, dass manche Wartezeit dort sinnvoll genutzt werden kann.
Die Petenten setzen sich nicht nur für den Umbau in Puchheim ein, sie schließen die Bahnhöfe Leienfelsstraße und Eichenau ein. Das hat nach Brückners Angaben mit der Gleisführung zu tun, die wegen eines Mittelbahnsteigs vor und nach der Haltestelle aufgeweitet werden müsste. Viel Platz würde verloren gehen. Auch ein viergleisiger Ausbau werde Flächen verbrauchen, an manchen Stellen an der Leienfelsstraße werde es schwierig. So lange der Ausbau nicht erfolge, können auch nicht der Radschnellweg errichtet werden. Brückner berichtete aus einem Gespräch unlängst im Landratsamt, wonach die Planungen vorerst eingestellt worden seien. Die Radtrasse würde für das Bahngleis gebraucht, die bislang angedachte Route werde nicht zustandekommen. Das habe man sowohl in München als auch in Fürstenfeldbruck erkannt. Ob und welche Teilstrecken gebaut werden könnten, sei noch unklar.