Minibibliothek:Lesestoff aus dem blauen Kasten

Minibibliothek: Den Bücherschrank für Moorenweis an der Mehrzweckhalle begutachten Bürgermeister Joseph Schäffler (von links) sowie Annette Leib, Petra Rohleder, Dorothee von Barry und Corinna Schinle.

Den Bücherschrank für Moorenweis an der Mehrzweckhalle begutachten Bürgermeister Joseph Schäffler (von links) sowie Annette Leib, Petra Rohleder, Dorothee von Barry und Corinna Schinle.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

In Moorenweis eröffnet die Bürgerstiftung ihren ersten Bücherschrank für Kinder

Von Valentina Finger, Moorenweis

Am fast fertig renovierten Eingang der Moorenweiser Mehrzweckhalle hat die Bürgerstiftung für den Landkreis den ersten Bücherschrank eingeweiht. Der blau lackierte Kasten, der am Donnerstag mit ungefähr 40 Büchern als Grundausstattung eröffnet wurde, soll den Kindern aus dem Ort eine Möglichkeit bieten, neue Bücher kennenzulernen und ihre eigenen anderen Kindern zur Verfügung zu stellen. "Stell eins rein, nimm eins raus" lautet das Konzept. Das heißt, jedes Kind, das sich eines der Bücher gebührenfrei mit nach Hause nehmen darf, soll die Lücke auch wieder füllen.

Gebaut haben den Bücherschrank Schüler der Pestalozzi-Schule in Fürstenfeldbruck. Dort realisiert Oliver Beran seit acht Jahren gemeinsam mit den Jugendlichen Projekte für den öffentlichen Raum, darunter zum Beispiel Feuerschalen, Mosaikbänke oder Kerzenständer für die Kirche. "Wir basteln nicht, wir machen richtige Arbeiten", betont Beran, der die Schüler mitunter auch in seiner Werkstatt in Germering arbeiten lässt. Die Präsenz ihrer eigenen Werke in der Öffentlichkeit und das positive Feedback steigere das Selbstwertgefühl der Jugendlichen, außerdem falle auch ein kleiner Nebenverdienst ab. Einmal pro Woche kommen sie für vier Stunden zusammen, schneiden, lackieren und fräsen. Auf diese Weise ist in den vergangenen vier Monaten der Bücherschrank entstanden.

Wenn es nach der Bürgerstiftungsinitiative "Wir lesen vor!" geht, die das Projekt vorangetrieben hat, soll der Moorenweiser Bücherschrank nicht ihr einziger bleiben. Vergleichbare, von anderen Aktiven initiierte, öffentliche Minibliotheken gibt es unter anderem in Germering und Eichenau. Doch der Bürgerstiftung liegen insbesondere die kleineren Gemeinden im Westen am Herzen. "Es gibt viele Orte, die keine Büchereien haben und wo es gerade für Kinder schwierig ist, an Lesestoff zu kommen", sagt Annette Leib, die bei der Stiftung für Spenden und Buchhaltung verantwortlich ist. Leib lebt selbst in Moorenweis und hat deshalb ihre Gemeinde für das Pilotprojekt vorgeschlagen.

In Moorenweis gibt es seit ungefähr einem Jahr keine öffentliche Bücherei mehr. Bürgermeister Joseph Schäffler (CSU) hatte damals entschieden, die Rathausbücherei zu schließen, da die Räume nicht dem Brandschutz genügten und es zudem dringenden Bedarf an Verwaltungsräumen und einem Sitzungssaal. Für Kinder gibt es allerdings weiterhin die Bücherei in der Grundschule. Der Bücherschrank, der direkt nebenan platziert ist, soll das Angebot der Schulbücherei mit einer persönlichen Note ergänzen.

Dass es irgendwann auch wieder ein Angebot für Erwachsene geben wird, schließt Schäffler nicht aus: "Wir planen noch einige Projekte in Moorenweis. Vielleicht ist da ja ein Raum für eine Bücherei dabei, wenn doch ein Defizit besteht." Zunächst möchte der Bürgermeister jedoch dazu beitragen, dass der blaue Schrank mit weiteren guten Büchern bestückt wird: In seinem Jugendzimmer habe er noch zahlreiche Bücher, darunter viele Bände von Karl May, die er, wie er sagte, bei Gelegenheit vorbeibringen wolle.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: