Messe, Präsentation und Wettbewerb:Wenn der Sohn den Vater schlägt

Bei der Maisacher Schafschau gewinnt ein 14-Jähriger den Ehrenpreis für seine Tiroler Steinschafe. Er ist aber nicht der jüngste Schafliebhaber

Von Katharina Knaut, Maisach

Die Köpfe sind hocherhoben, die Haltung der definierten Körper anmutig und stolz. Ganz so, wie es sich für die frischgekürten Träger des Titels Mr. und Mrs. Maisach gehört. Mit kühlem und würdevollen Blick sehen sie dem Preisrichter entgegen, der mit dem riesigen Pokal auf sie zusteuert. Überreicht bekommen sie ihn jedoch nicht. Mit Hufen lässt es sich schließlich auch schlecht greifen. Das überlassen sie lieber ihrem Besitzer, dem 14-jährigen Florian Buchwieser. Ihm gehören die Tiroler Steinschafe, die bei der 34. Maisacher Schafschau den Ehrenpreis als bestes Pärchen gewonnen haben.

"Das war ein ganz klarer Sieg", heißt es bei der Verkündung der Sieger. Damit schlägt der 14-Jährige aus Huglfing sogar seinen Vater, der mit einem eigenen Paar angetreten war. Der Preis sei dieses Jahr das Highlight der Schafschau, erklärt Stephan Graf, Vorsitzender des Schäferstammtisch, der die Maisacher Schafschau organisiert. Der Preis für das schönste Paar wurde im Gedenken an das verstorbene Ehrenmitglied Alfred Seidl verliehen und ist, abgesehen vom Jungzüchterwettbewerb, der einzige Preis, der rassenübergreifend vergeben wurde.

Schafschau

Ganz genau schauen die Prüfer des Wettbewerbs bei der Maisacher Schafschau hin, um die Tiere zu beurteilen.

(Foto: Günther Reger)

Die Wettbewerbe sind nur ein Teil der Schau, die sich aus Schäfertreffen, Messe sowie Präsentation von Tieren und Produkten zusammensetzt. An Ständen kann man sowohl handgesponnene Schafkleidung als auch Schafmilchseife erwerben. Direkt daneben sitzen Menschen bei Bier und Lammhaxe zu Tisch. Die Kinder vergnügen sich vor allem an den Gehegen beim Schafe streicheln.

Insgesamt 20 Aussteller zeigen in diesem Jahr ihre 100 Tiere. Die Schafe der Buchwiesers seien dabei die Exoten, erklärt Graf. Es gebe nur eine Handvoll Züchter von Tiroler Bergschafen. Die Zucht des jungen Buchwieser bestehe zudem aus weißen Tieren. "Das ist noch seltener. So weit ich weiß, ist er der einzige Züchter von weißen Tiroler Steinschafen in Bayern, vielleicht sogar in ganz Deutschland." Die Steinschafe gehören zur Gattung der Bergrassen, die vor allem im Hochgebirge zu finden sind. Neben ihnen finden sich bei der Schau auch Vertreter der Fleischrassen, eine besonders muskulöse Art, und Landrassen, die vor allem im Mittelgebirge anzutreffen sind. Nur Merinos seien nicht dabei. Kurioserweise eben jene Rasse, die in Bayern am häufigsten vertreten ist.

Insgesamt ist der Vorsitzende dieses Jahr zufrieden, auch wenn nur halb so viele Aussteller dabei sind wie im vergangenen Jahr Jahr. Die meisten schonen ihre Tiere für das zentrale Landwirtschaftsfest, erklärt Graf. "Die Messe findet nur alle vier Jahre im Zusammenspiel mit dem Oktoberfest statt." Vor allem Züchter mit einer kleinen Herde sparten sich ihre Tiere für dieses größere Event auf. Dennoch könne er sich nicht beklagen. Züchter aus ganz Südwestbayern seien angereist.

Schafschau

Die Veranstaltung beschränkt sich aber nicht nur auf den Wettbewerb, sie ist auch eine Messe und gemütliches Schäfertreffen.

(Foto: Günther Reger)

Auch Schafliebhaber aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck sind vertreten, unter anderem durch der junge Simon Rauh aus Maisach. Der Neunjährige ist zusammen mit seinem Vater und einer Gruppe von Rhönschafen gekommen. Darunter ist auch sein Schaf "Lampi", mit dem er den Jungzüchterwettbewerb gewonnen hat. "Ich habe es selbst mit der Flasche großgezogen", berichtet Simon. "Dreimal täglich habe ich es gefüttert, und jeden Tag habe ich es am Halter herumgeführt." Schafe begleiten ihn seit seiner frühen Kindheit. Schon im Kinderwagen wurde er zur Herde mitgenommen. Später will er die Herde seines Vaters übernehmen. "Ich mag Schafe, die sind sehr nett". Wie zur Bestätigung kommt "Lampi" durch das Gehege auf Simon zu und reibt den dunklen Kopf an seinem Bein. "Die werden sehr zutraulich, wenn man sie mit der Flasche großzieht", fügt er erklärend hinzu.

Sie können jedoch auch sehr starrköpfig sein. Wenn Besitzer ihre Tiere zu den Siegesverkündungen aus ihren Gehegen führen, folgen einige nur widerstrebend und unter viel Protestgeblöke. Manchmal bleiben sie auch einfach stehen. Bei der Prämierung der Muttertiere musste bei einem Schaf sogar das dazugehörige Lamm als Köder benutzt werden. Von diesen nervlichen Anspannungen einmal abgesehen, können Schafe aber auch der Entspannung dienen. "Meine Schafe habe ich nur nebenher. Ich arbeite Vollzeit in einem Büro", erklärt Graf. Seiner Herde abends beim Grasen zuzuschauen, sei für ihn das beste Mittel, um abzuschalten. "Das ist wie Urlaub".

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